(neu: Analystenkommentar, Kurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Schlimm, aber nicht so schlimm wie befürchtet: Die Aktien des Kabelnetzbetreibers Tele Columbus sind am Mittwoch trotz einer Gewinnwarnung um ein knappes Drittel auf 3,57 Euro nach oben geschossen. Die lang erwartete Senkung der Jahresziele sei nun raus und es gebe keine Anzeichen für eine zuvor befürchtete Verletzung von Kreditbestimmungen oder für eine Kapitalerhöhung, schrieb Analyst Akhil Dattani von der US Bank JPMorgan.

Investoren hatten eine Gewinnwarnung schon länger befürchtet und sich ernsthaft um die finanzielle Lage des Unternehmens, an dem United Internet beteiligt ist, gesorgt. Eine Verschiebung der Vorlage der Halbjahreszahlen hatte die Investoren nervös gemacht. Allein im August hatten die Tele-Columbus-Papiere vor der Warnung rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

Jetzt legte das Unternehmen zumindest Eckdaten für die ersten sechs Monate vor. Der Umsatz war demnach zurückgegangen und das operative Ergebnis gefallen.

Die Nettoneukundenzahl vor allem im sehr profitablen Geschäft mit Internet und Telefonie dürfte die Erwartungen des Managements im zweiten Quartal verfehlt haben, nachdem bereits das erste Jahresviertel träge verlaufen sei, sagte Analyst Cengiz Sen von der Equinet Bank. Das Management habe noch keine Details zur Neukundenentwicklung vorgelegt, aber höhere Werbeausgaben ab Oktober in Aussicht gestellt und auch daher den Jahresgewinnausblick reduziert.

Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen nun ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von mindestens 235 Millionen Euro an - damit könnte das operative Ergebnis um bis zu elf Prozent fallen. Bislang hatte Tele Columbus einen Wert von 265 bis 280 Millionen Euro angepeilt.

Henrik Paganetty von der Berenberg Bank strich nach der Gewinnwarnung zwar das Kursziel für Tele Columbus von 8,40 auf 5,50 Euro zusammen, riet aber weiter zum Kauf der Aktie. Denn nach dem starken Kursverfall - seit Jahresbeginn rund 70 Prozent - sei diese um rund 25 Prozent niedriger bewertet als die der Wettbewerber im Kabelnetzgeschäft.

"Eine weitere ernste Gewinnwarnung", schrieb Analystin Heike Pauls von der Commerzbank in einer ersten Reaktion. Sie bleibt äußerst vorsichtig mit Blick auf die Aktien und moniert vor allem, dass wichtige Kennziffern zu Abonnenten und zur Bilanz bei der Vorlage der Eckdaten für das erste Halbjahr fehlten. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Tele Columbus weiter Geld verbrenne und eventuell Liquiditätsengpässe auftreten könnten. Grundsätzlich mache die schlechte Vorhersagbarkeit der Entwicklung eine verlässliche Aktienbewertung aktuell unmöglich. Bis weitere Details folgten, vergebe sie daher keine Einstufung und kein Kursziel für die Aktie.

Der Internet- und Telekomkonzern United Internet hält knapp 29 Prozent an der Gesellschaft. Die United-Internet-Aktien profitierten am Mittwoch auch von der Kurserholung von Tele Columbus. Sie stiegen um 1,1 Prozent auf 45,60 Euro. Dabei half aber auch eine Kaufempfehlung des Investmenthauses Kepler Cheuvreux. Das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken der Papiere habe sich zuletzt wieder verbessert, begründete Analyst Martin Jungfleisch seine Hochstufung von "Hold" auf "Buy"./mis/bek/he