(neu: Aktienkurse aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Gefahr drastischer Einschnitte bei den Dividenden von United Internet und ihrer Tochter 1&1 Drillisch hat am Donnerstag die Aktionäre beider Telekomanbieter vergrätzt. Hohe Investitionen bei einem Zuschlag für 1&1 Drillisch bei der Auktion von 5G-Mobilfunklizenzen würden die Ausschüttungen an die Anteilseigner fast gänzlich auffressen.

Aktien von 1&1 Drillisch sackten daher um fast 15 Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren ab. Den Kurs von United Internet traf es mit 6,5 Prozent Minus weniger hart. Beide Titel zählten zu den größten Verlierern im Index der mittelgroßen Börsentitel MDax.

United Internet will die Dividende im Falle einer teuren Ersteigerung von Mobilfunkfrequenzen durch 1&1 Drillisch von 85 Cent auf 5 Cent kappen. Bei 1&1 Drillisch würde die Ausschüttung je Aktie sogar von von 1,60 Euro auf 5 Cent zusammengestrichen. Mit der Ersteigerung von Frequenzen wäre der Aufbau eines eigenen Netzes verbunden, der hohe Investitionsmittel erfordert. Bislang mietet United Internet im Mobilfunk lediglich Netzkapazitäten von Telefonica Deutschland und Vodafone, um damit eigene Tarife an Kunden zu verkaufen.

Kommt 1&1 Drillisch bei der Lizenzauktion hingegen nicht zum Zug, dann wird die Dividende um 20 Cent auf 1,80 Euro erhöht. Bei United Internet würde die Dividende in diesem Fall um 5 auf 90 Cent aufgestockt. Damit läge sie laut Analyst Joshua Mills von der Investmentbank Goldman Sachs jedoch noch immer unter der aktuellen Markterwartung von 1,06 Euro.

"Die zweigeteilte Dividendenprognose spiegelt die Unsicherheit hinsichtlich der Mobilfunkauktion wider", sagte Mills. Der Experte hatte die Aktien von 1&1 Drillisch Ende Oktober 2018 von "Kaufen" auf "Neutral" abgestuft und das unter anderem damit begründet, dass sich andere Anbieter wie Iliad und Tele 2 nach Investitionen in den Mobilfunk schwer getan hätten, Barmittel zu erwirtschaften. Diese aber sind die Grundlage für die Ausschüttungen an die Aktionäre.

Mills hält das Anmieten von Festnetz- und Mobilfunkkapazitäten anderer Anbieter nach wie vor für das rentablere und risikoärmere Geschäftsmodell. Beim Aufbau einer eigenen Infrastruktur seien dagegen die künftigen Erträge mit größeren Unsicherheiten behaftet. Analysten hatten in den vergangenen Monaten immer wieder bemängelt, dass es von 1&1 Drillisch wenig Informationen über das künftige Geschäftsmodell gebe, sollte das Unternehmen bei der Lizenzauktion erfolgreich sein.

Papiere von Telekomgesellschaften sind bei vielen Investoren vor allem wegen ihrer stabilen und oftmals hohen Dividendenrenditen beliebt. Würden 1&1 Drillisch und United Internet im Fall des Zuschlags bei der laufenden 5G-Auktion jeweils nur noch 5 Cent je Aktie ausschütten, dann würde diese wichtige Kennziffer bei beiden Unternehmen auf nurmehr rund 0,15 Prozent sinken. Soviel werfen derzeit auch deutsche Staatsanleihen mit 15 Jahren Laufzeit ab.

Experten wie Ulrich Rathe vom US-Broker Jefferies bemängeln darüber hinaus die Prognosen von 1&1 Drillisch für 2019. Demnach dürfte der Umsatz des Unternehmens um zwei Prozent unter der Konsensschätzung liegen. Der operative Gewinn (Ebitda) würde die Markterwartung noch deutlicher verfehlen. Auch habe sich das Management nicht zur Zahl der erwarteten Neukunden geäußert. "Alles in allem wirft dieser Ausblick einige Fragen auf", sagte der Analyst./bek/ag/zb/he