Zürich (awp) - Der Industriekonzern ABB hat im dritten Quartal 2019 an Tempo eingebüsst und ist organisch nicht mehr gewachsen. Auch der Gewinn konnte nicht gesteigert werden, wobei hier verschiedene Sondereffekte mitspielten. Mit der Ausgliederung der Stromnetzsparte sieht sich ABB auf Kurs.

Der Umsatz ging in US-Dollar um 3,0 Prozent auf 6,89 Milliarden US-Dollar zurück. Rechnet man die Konsolidierungs- und die Währungseffekte heraus, ergab sich organisch ein stabiler Umsatz, wie der einmal mehr in einer Transformationsphase steckende Konzern am Mittwoch mitteilte.

Das Wachstum ist damit gegenüber den ersten beiden Quartalen im Geschäftsjahr 2019 zum Erliegen gekommen. Im ersten Quartal resultiere noch ein organisches Plus von 4 Prozent und im zweiten immerhin noch von 2 Prozent.

Der Umsatz wurde laut ABB von der Neubewertung einer Projekts im Geschäftsbereich Industrieautomation insgesamt um 1 Prozent geschmälert. Rückläufig entwickelten sich die Verkäufe in den Sparten Robotik + Fertigungsautomation sowie Industrieauomation, wogegen die Sparten Elektrifizierung und Antriebstechnik organisch leicht anzogen.

Ähnlich sieht die Situation mit Blick auf den Auftragseingang aus. Dieser verringerte sich um 3 Prozent auf 6,69 Milliarden, organisch gesehen gingen die Aufträge minim um 1 Prozent zurück.

Mit Verkauf der Stromnetzsparte auf Kurs

Das schwächere Konjunkturumfeld habe einige Abnehmermärkte belastet, insbesondere den Robotik- und Automationssektor, lässt sich VR-Präsident und interims-CEO Peter Voser in der Mitteilung zitieren. Angesichts dessen sei die Performance "robust".

ABB ist in der Übergangsphase bis zum Amtsantritt des neuen CEO Björn Rosengren stark mit seiner Neuausrichtung beschäftigt, insbesondere mit der Loslösung der an Hitachi verkauften Stromnetzsparte. Diese sieht das Unternehmen auf Kurs und will die Transaktion nach wie vor im ersten Semester 2020 abschliessen. Ab dem 1. Januar 2020 sollte die Sparte innerhalb des Konzerns auf eigenen Beinen stehen.

Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITA sank im Quartal um 1 Prozent auf 806 Millionen US-Dollar, wogegen die entsprechende Marge um 20 Basispunkte auf 11,7 Prozent anzog. Durch die erwähnte Neubewertung des Projekts im Geschäftsbereich Industrieautomation sei die operative Marge um annähernd 90 Basispunkte geschmälert worden, heisst es dazu. Zudem wurde die Marge von nicht verrechenbaren Kosten für die Ausgliederung der Stromnetzsparte (Stranded Costs) um 70 Basispunkte gedrückt.

Der Reingewinn ging um 15 Prozent auf 515 Millionen zurück. Davon entfallen 422 Millionen auf die fortgeführten Geschäfte. Mit den Gewinnziffern hat ABB die Erwartungen der Anlysten übertroffen, mit dem Umsatz und dem Auftragseingang hingegen verpasst.

Moderates Wachstum bei verbesserter Marge erwartet

Hinsichtlich des kurzfristigen Ausblicks spricht ABB von uneinheitlichen makroökonomischen Indikatoren für Europa und China und einer Abschwächung in den USA. Daran gemessen würden sich die Absatzmärkte von ABB aber robust zeigen, mit Gegenwind in einzelnen Märkten und insbesondere in der Fertigungsindustrie.

Für 2019 rechnet ABB dennoch mit einer Verbesserung der jährlichen operativen EBITA-Margen, unterstützt durch einen verbesserten Leistungsausweis von GEIS (General Electric Industrial Solutions), den weiteren Wegfall von Stranded Costs (nicht verrechenbare Kosten aus dem Verkauf der Stromnetzsparte), Verbesserungen im Nicht-Kerngeschäft und das Vereinfachungsprogramm von ABB.

Ausserdem sei angesichts der anhaltenden Schwäche einiger Absatzmärkte für 2019 auf vergleichbarer Basis mit einem moderaten jährlichen Umsatzwachstum zu rechnen, das vom Auftragsbestand des Unternehmens gestützt werde.

cf/rw