"Mit der Abspaltung und dem Börsengang der neuen Siemens Energy AG ist ein wesentlicher Meilenstein erreicht", sagte Kaeser der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" auf die Frage, ob er mit Ablauf seines Vertrages im Januar 2021 definitiv aufhören werde. "Das Siemens von heute wird es dann nicht mehr geben und damit auch nicht mehr den Arbeitsinhalt des heutigen Vorstandsvorsitzenden. (...) Deshalb schaffe ich diesen Job in seiner jetzigen Form, schaffe ich mich eigentlich ab."

Die Abspaltung des Geschäfts mit Kraftwerken, Windrädern und Überlandleitungen ist für September geplant. Kaeser hatte mit einer Vertragsverlängerung um zwei Jahre kokettiert, auch als der Aufsichtsrat bereits Roland Busch als seinen designierten Nachfolger nominiert hatte. Ob und wann er Kaeser folgen soll, will das Gremium im Sommer entscheiden. Die Entscheidung, ob er weitermache, sei Sache des Aufsichtsrats, "nicht nur meine allein", sagte Kaeser, der Siemens seit 2013 führt. Insidern zufolge könnte er nach seinem Abgang zunächst auf den Posten des Aufsichtsratschefs von Siemens Energy wechseln. Dort müsste er - anders als vor einem Einzug in den Aufsichtsrat der Siemens AG - keine "Abkühlphase" von zwei Jahren abwarten.

Kaeser war zuletzt in die Kritik geraten, nachdem Siemens einen Signaltechnik-Auftrag für ein riesiges Kohleminen-Projekt in Australien angenommen und auch nach Protesten von Klima-Aktivisten daran festgehalten hatte. Bei einem Treffen hatte er der Aktivistin Luisa Neubauer einen Aufsichtsposten bei Siemens Energy angeboten. Der Siemens-Chef stellte klar, dass er damit kein Aufsichtsratsmandat, sondern einen Sitz im Nachhaltigkeits-Ausschuss gemeint habe. Es habe ein Missverständnis gegeben. "Ich habe bewusst Aufsichtsgremium gesagt. (...) Tatsächlich war uns immer klar, dass ein Aufsichtsratsmandat nicht gehen würde. Dort wäre die Unabhängigkeit qua Funktion verloren."

Dass die Vertreterin der "Fridays for Future"-Bewegung ihm eine Absage erteilt habe, habe ihn nicht überrascht. "Denn damit hätte sie nicht mehr dieses deutsche Greta-Gesicht sein können." Klimaschützer sollten trotzdem einen Platz am Tisch bekommen, um Einblicke in komplexe Sachverhalte zu bekommen, sagte Kaeser. "Nur zu sagen 'Ich bin dagegen' bringt uns der Lösung nicht näher."