HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Sportartikelhersteller Adidas bleibt auf Rekordjagd - sowohl was Gewinne, als auch den Aktienkurs angeht. Dieser erklimmt seit Wochen immer neue Höhen - dabei zeigt sich der Konzern in seinem Jubiläumsjahr vergleichsweise konservativ. Analysten ficht das jedoch nicht an. Sie setzen auf die Expertise des Adidas-Chefs Kaspar Rorsted, die Profitabilität nach oben zu treiben. Was bei dem Sportartikelhersteller, der im August 70 Jahre alt wird, los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DIE LAGE BEI ADIDAS:

"Wir werden 70 Jahre alt, aber keine Angst, wir fühlen uns fit wie ein Turnschuh" - diese Losung hatte Rorsted jüngst auf der Hauptversammlung des Unternehmens ausgegeben. Der Sportartikelhersteller will in diesem Jahr noch einen drauf setzen. Umsatz und Gewinn sollen weiter gesteigert werden. Dabei schwächt sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr jedoch ab - ein Grund sind Lieferengpässe insbesondere in den USA.

Das erste Quartal zeigte die Auswirkungen dieser Problematik - mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von lediglich vier Prozent. Dennoch konnte Adidas die Profitabilität dank sinkender Beschaffungskosten und günstigeren Währungsentwicklungen deutlich verbessern. Für das Jahr sieht Konzernchef Rorsted ein Umsatzwachstum von 5 bis 8 Prozent. Die Profitabilität will er weiter steigern. Der Gewinn aus fortgeführten Bereichen soll um 8 bis 12 Prozent auf 1,845 Milliarden bis 1,915 Milliarden Euro klettern.

Bereits 2018 hatte der Sportartikelhersteller bei Umsatz, Gewinn und Aktienkurs neue Bestwerte erreicht. Der von Rorsted eingeschlagene Kurs zahlt sich aus. Die Nachfrage aus den USA, China, Russland und den Schwellenländern steigt. Der Internethandel wird dabei kontinuierlich ausgebaut. Die Kooperationen mit Sport- und Showstars steigern die Begehrlichkeit der Marke. Im Gegenzug hat das Unternehmen seine Kosten im Griff.

Allerdings sieht sich Adidas auch mit Problemen konfrontiert: Neben der unterschätzen US-Nachfrage hat der Konzern zuletzt Europa vernachlässigt. Das Geschäft schwächelt bereits seit einiger Zeit, Adidas konnte der nachlassenden Begeisterung für die Retro-Schuhklassiker wie Stan Smith oder Superstar nicht schnell genug Neues entgegensetzen. Rorsted hatte zuletzt auf der Hauptversammlung eingeräumt, neue Produkte nicht sorgfältig genug im Markt platziert und auf Trends nicht schnell genug reagiert zu haben. Im Heimatmarkt sei nun der Fokus wieder weg von Lifestyle- und hin zu Sportprodukten gelegt worden. Er bekräftigte, dass Europa zum Jahresende wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren soll.

Die seit Jahren hinter den Gewinnerwartungen zurückbleibende US-Marke Reebok ist hingegen 2018 wieder profitabel geworden. Doch noch muss sich erweisen, ob der Trend nachhaltig ist.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Marktexperten sind derzeit voll des Lobes. Hatten sie sich nach der Veröffentlichung der Prognose für 2019 noch kritisch geäußert, weil sich das Wachstum abschwächt, sind sie nach dem Verlauf des ersten Quartals, welches über den Erwartungen ausfiel, wieder versöhnt.

Christian Salis von der Privatbank Hauck & Aufhäuser etwa schrieb nach der Bekanntgabe der Zahlen, dass die "exzellente Bruttomarge" von Adidas die Jahresziele konservativ erscheinen lasse. Die Marge ist dabei das, worauf es den Analysten ankommt.

Die Aktienstory von Adidas hänge am Ergebnispotenzial, meint auch Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Investmentbank RBC. Ein eingehender Blick auf Marke und Werbeaktivitäten des Konzerns zeige Effizienz-Fortschritte sowohl in Sachen Marketing als auch auf operativer Ebene.

Derweil hat die Baader Bank das Kursziel von 220 auf 270 Euro angehoben. Analyst Volker Bosse bezeichnet den Sportartikelhersteller als "hervorragend geführtes Unternehmen", gibt sich mit Blick auf die weitere Kursentwicklung aber dennoch vorsichtig und bleibt bei seiner "Hold"-Einstufung. Das Wachstum habe an Fahrt verloren und die Marge werde sich nicht mehr so gut wie noch zum Jahresauftakt entwickeln.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktie erklimmt in diesem Jahr immer neue Höhen. Mit einem Plus von über 42 Prozent ist sie der absolute Spitzenreiter im Dax. Und nicht nur das - mit dem Kurssprung bei der Marktkapitalisierung hat Adidas nun auch den Sprung unter die Top Ten im deutschen Leitindex geschafft. Die Franken haben damit unter anderem Bayer und Daimler hinter sich gelassen. Generell sind Sportartikelhersteller in diesem Jahr gefragt, auch Konkurrent Puma kommt bislang auf ein Plus von rund 27 Prozent.

Chartanalyst Alexander Paulus von Godmode-Trader hatte die Entwicklung erst jüngst als "der Wahnsinn geht weiter" kommentiert. Er sieht als nächstes Ziel bei Adidas die 300-Euro-Marke. Derzeit notiert das Papier bei knapp 260 Euro. Das liegt deutlich über dem aktuellen durchschnittlichen Kursziel der Analysten von knapp 238 Euro. Aus diesem Grund stufen neun Analysten die Aktie auf Halten ein, jedoch genauso viele empfehlen die Aktie zum Kauf. Zum Verkauf rät hingegen nur einer./nas/eas/jha/