FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Hugo Boss stellt die Geduld der Anleger einmal mehr auf eine harte Probe. Nachdem der Modekonzern sie bereits im März mit seinen Ergebniszielen enttäuscht hatte, folgte am Donnerstag nun die nächste kalte Dusche: Weil der Konzernumbau und die stärkere Ausrichtung auf das Internetgeschäft mehr Geld als gedacht kosten, fiel das operative Ergebnis im ersten Quartal überraschend deutlich.

An der Frankfurter Börse gehörten die Aktien von Hugo Boss zuletzt mit einem Minus von 3,70 Prozent auf 59,86 Euro zu den größten Verlierern im moderat steigenden Index der mittelgroßen Werte MDax. Zwischenzeitlich waren die Anteilsscheine auf den tiefsten Stand seit Ende Januar abgesackt.

Vorstandschef Mark Langer sieht das Geld gut investiert. Die Investitionen würden dabei helfen, Prozesse zu beschleunigen und den Konzern effizienter zu machen. Einige Analysten äußerten sich dennoch skeptisch. Die Bedeutung des ersten Quartals sei für die Gewinne im Gesamtjahr zwar vergleichsweise gering, trotzdem dürfte es nun schwerer werden, den Ausblick für 2019 zu schaffen, meinte die Expertin Melanie Flouquet von der US-Bank JPMorgan.

Langer geht weiterhin davon aus, dass Umsatz und Gewinn 2019 im einstelligen Prozentbereich zulegen werden. Das deutlich schwächere operative Ergebnis des ersten Quartals sei aber eine schwere Bürde für die Gesamtjahresziele des Modekonzerns, kommentierte der Analyst Alberto D'Agnano von der US-Investmentbank Goldman Sachs.

D'Agnano verwies dabei auf den Umsatzrückgang mit Business-Kleidung der Hauptmarke Boss. Zudem seien die Lagerbestände des Modekonzerns nur leicht zurückgegangen. Gerade dieser Aspekt aber habe einigen Anlegern bei der Vorlage des Geschäftszahlen für 2018 Sorgen bereitet.

Andere Analysten sehen derweil das Ende der Durststrecke erreicht. "Es stehen nun eine Reihe von Quartalen mit guten Quartalszahlen bevor", urteilte etwa der Experte Herbert Sturm von der DZ Bank. Einen großen Anteil daran soll nun Hugo Boss zufolge das Onlinegeschäft haben, das derzeit deutlich stärker wächst als das Geschäft über Filialen oder Handelspartner.

Hugo Boss war in der Vergangenheit durch eine zu schnelle Expansion und eine verfehlte Markenstrategie in die Bredouille geraten. Langer, der den Vorstandsposten in der Krise übernommen hatte, hat das Unternehmen Schritt für Schritt neu ausgerichtet und berichtete Ende Januar von einem guten Weihnachtsgeschäft.

Die guten Jahreszahlen hatten die Anleger zunächst auf bessere Zeiten hoffen lassen, so dass die Papiere in den ersten Monaten des Jahres peu a peu auf gut 67 Euro und damit auf das Niveau von Anfang Oktober letzten Jahres geklettert waren. Der enttäuschende Ausblick im März sorgte dann aber für den ersten Kursrutsch, dem an diesem Donnerstag nun der nächste folgte.

Aus charttechnischer Sicht sind die Anteilsscheine von Hugo Boss aktuell endgültig von der 50-Tage-Linie nach unten abgeprallt. Diese gilt als Indikator für den kurzfristigen Trend und hatte sich in den letzten Tagen als harter Widerstand erwiesen. Die Kursverluste drückten derweil auch die Aktien der Branchenkollegen Adidas und Puma jeweils rund 1 Prozent ins Minus./la/nas/

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