KÖLN (awp international) - Durch die Schliessung Zehntausender Boutiquen, Schuhgeschäfte sowie Mode- und Warenhäuser stapeln sich im stationären Handel immer grössere Berge unverkaufter Ware. "Sollte die Schliessung über den April hinaus fortbestehen, rechnen wir nicht nur mit tausenden Insolvenzen in Textil-, Schuh- und Lederwarenbranche, sondern auch mit über einer Milliarde unverkaufter Artikel", warnte am Freitag der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Textil, Rolf Pangels.

Nach Berechnungen der Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) werden an normalen Verkaufstagen in Deutschland im Durchschnitt täglich mehr als 10 Millionen Hosen, Shirts, Schuhe und Taschen verkauft, die nun nicht über die Ladentheke gehen. "Ende März dürfte die Summe der unverkauften, aber vom Handel bereits bezahlten Teile die 100-Millionen-Grenze überschritten haben", schätzt Pangels.

Verschärft werde das Problem, weil die Geschäfte in den nächsten Wochen vertragsgemäss weiterhin neue Ware geliefert bekämen - trotz geschlossener Läden. "Je länger die Schliessung dauert, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die Ware noch verkauft werden kann", warnte Pangels. Denn durch den modischen Wechsel liessen sich Hosen oder Schuhe aus der Frühjahrskollektion im Sommer kaum noch verkaufen. Allein der Wertverlust der Ware sei für viele Händler ruinös. Die Händler bräuchten deshalb neben schnellen Krediten auch finanzielle Soforthilfen: "Der Staat könnte zum Beispiel die Kosten für die bereits bezahlte Ware über einen Hilfsfonds übernehmen", schlug Pangels vor./rea/DP/mis