BERLIN (dpa-AFX) - Auf dem umkämpften deutschen Immobilienmarkt bahnt sich ein großer Deal an: Der Wohnimmobilienkonzern Ado Properties will seinen Großaktionär Adler Real Estate übernehmen. Dieser war erst vor kurzem durch den Kauf der israelischen Ado-Mutter Ado Group in den Besitz eines Drittels des in Berlin beheimateten Unternehmens gelangt. Nun bietet Ado Properties 0,4164 eigene Aktien für ein Adler-Papier. Der am Sonntag veröffentlichten Pflichtmitteilung zufolge entspricht dies einem impliziten Angebotspreis von 14,55 Euro und damit einer Prämie auf der Basis des Schlusskurses vom Freitag von gut 17 Prozent.

Ado habe mit Adler-Großaktionären, die über 52,21 Prozent der Papiere verfügten, eine Vereinbarung über die Andienung dieser Aktien getroffen, hieß es weiter. Die neuen Ado-Titel sollen durch eine Kapitalerhöhung geschaffen werden.

Zudem kündigte Ado den Kauf von 22,18 Prozent des Grundkapitals des Berliner Immobilienunternehmens Consus Real Estate von Minderheitseignern für durchschnittlich 9,72 Euro je Aktie an. Mit dessen Haupteigner Aggregate Holdings wurde zudem eine Vereinbarung geschlossen, nach der Ado dessen 50,97-Prozent-Paket für 8,35 Euro oder 0,2390 eigene Aktien je Consus-Papier erwerben kann. Die "strategische Partnerschaft" zwischen Ado und Consus verfügt laut den Angaben über eine Projektentwicklungspipeline mit einem Volumen von 10 Milliarden Euro.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten zunächst überwiegend gut an. Die Aktien von Adler Real Estate und von Consus Real Estate kletterten am Montagvormittag deutlich nach oben. Während Adler Real Estate um rund 5 Prozent auf zuletzt 13 Euro zulegten, sprangen die Papiere von Consus Real Estate sogar um 14,5 Prozent auf rund 7 Euro nach oben. Für Ado Properties ging es nach der unterbreiteten Offerte und einer drohenden Kapitalerhöhung dagegen um über 10 Prozent auf rund 31,30 Euro in den Keller.

Ado-Chef Thierry Beaudemoulin sprach davon, dass die Übernahme "eines der größten börsennotierten Wohnimmobilienunternehmen Europas" hervorbringen werde. Aus Sicht von Adler-Co-Chef Maximilian Rienecker ist die Kombination von Ado und Adler "der nächste logische Schritt", da beide Unternehmen über sehr komplementäre Portfolios verfügten. Das Berliner Portfolio von Ado werde durch das deutschlandweite Portfolio von Adler ergänzt, hieß es laut Mitteilung. Der Zusammenschluss beider Unternehmen soll bis zum Ende des ersten Quartals 2020 abgeschlossen werden.

Durch den Zusammenschluss von Ado und Adler soll laut den Angaben eines der drei führenden deutschen Wohnimmobilienunternehmen mit einem Portfoliovolumen von rund 8,6 Milliarden Euro geschaffen werden, das wahrscheinlich in den MDax aufgenommen werde.

Das kombinierte Unternehmen soll künftig als Adler Real Estate Group firmieren, der operative Hauptsitz in Berlin bleiben. Ado und Adler gehen davon aus, nach dem Zusammenschluss Ertrags- und Kostensynergien mit einem positiven Effekt auf den operativen Gewinn FFO (Funds from Operations) in Höhe von 15 bis 20 Millionen Euro jährlich zu erzielen.

Aus Sicht von Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg dürfte sich kein anderes Unternehmen in die Transaktion einmischen. Zudem habe der Deal zwischen Adler Real Estate und Ado Properties bereits die Unterstützung der wichtigsten Aktionäre und des Managements von Adler, verdeutlichte er. Allerdings hätten die Anteilsscheine von Adler daher nur noch wenig Spielraum bis zum impliziten Angebotspreis von 14,55 Euro je Aktie, sagte der Marktexperte, der Adler von "Buy" auf "Hold" abstufte.

In Deutschland, insbesondere Berlin, weht den Wohnimmobilienkonzernen wegen steigender Mieten ein immer heftigerer Wind in Ballungszentren entgegen. Viele Menschen befürchten, dass sie sich ihre Wohnung aufgrund der anziehenden Mieten in der Stadt bald nicht mehr leisten können. Deshalb will der Berliner Senat mit dem Mietendeckel Obergrenzen einführen, was große Immobilienkonzerne wie Vonovia und Deutsche Wohnen empfindlich treffen könnte./eas/he/mis/fba