Zum Wochenausklang machten viele Investoren Kasse und schickten Dax und EuroStoxx50 abwärts.

Der deutsche Leitindex ging 0,4 Prozent schwächer 12.766 Punkten aus dem Handel, sein europäisches Pendant verlor 0,4 Prozent auf 3444 Punkte. Auch an der Wall Street gaben Dow Jones & Co nach. "Das Augenmerk liegt auf dem G7-Treffen", betonte ein Börsianer. Der Staats- und Regierungschefs kommen am Freitag und Samstag in Kanada zusammen. Wegen der von US-Präsident Donald Trump eingeführten Schutzzölle droht Streit auf offener Bühne. "Von Kompromiss und Aufhebung der Strafzölle bis zu einer Verschärfung des Handelsstreits - alles ist möglich", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Scheitere das G7-Treffen, dürfte der Dax schnell die 12.500er-Marke testen, prognostizierte der Experte.

Die USA hatten vorige Woche auf Stahl- und Aluminium-Einfuhren aus der EU, Kanada und Mexiko Schutzzölle verhängt. Kanada und Mexiko, die mit den USA über die Freihandelszone Nafta besonders eng verbunden sind, haben bereits Gegenmaßnahmen erlassen. Die EU will ab Juli zusätzliche Zölle auf bestimmte US-Produkte verhängen. Stahltitel standen am Freitag europaweit auf den Verkaufszetteln. Thyssen verloren 2,2 Prozent, Outokumpu mehr als drei Prozent. Zudem sorgten sich Anleger darum, wie es unter der neuen Regierung in Italien weitergeht. Der italienische Leitindex fiel um 1,9 Prozent.

DEUTSCHE POST VOR GRÖSSTEM TAGESVERLUST SEIT 2008

Nach einer Prognosesenkung ergriffen Anleger der Deutschen Post die Flucht. Die Aktien sackten um bis zu neun Prozent ab und gingen 4,6 Prozent tiefer bei 31,17 Euro aus dem Handel. Der Konzern peilt für dieses Jahr nur noch einen operativen Gewinn (Ebit) von 3,2 statt zuvor 4,15 Milliarden Euro an. "Dass das Briefgeschäft nicht gut läuft, war bekannt, aber dass es so schlecht ist, wurde nicht erwartet", sagte ein Händler. Die neue Prognose liege deutlich unter den Markterwartungen, sagte ein anderer Händler.

Auch bei den Chipherstellern war die Stimmung schlecht. Einem Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei" zufolge ordert der iPhone-Hersteller Applefür das zweite Halbjahr 20 Prozent weniger Komponenten bei seinen Zulieferern. Apple rechne 2018 mit Auslieferungen von 80 Millionen seiner Smartphones. Zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr habe der Konzern noch mit 100 Millionen Geräten kalkuliert. Aktien von AMS gaben mehr als sechs Prozent nach, Dialog Semiconductor rund vier Prozent. Apple notierten anderthalb Prozent schwächer.

Hingegen sorgten die Wachstumsziele von Infineon für das kommende Jahr für Auftrieb. Die Aktien legten 0,7 Prozent zu.

SOMMERFLIRT 2.0 BEI DEUTSCHE BANK UND COMMERZBANK?

Für Gesprächsstoff sorgten auch Deutsche Bank und Commerzbank. Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner hat einen Medienbericht zurückweisen lassen, wonach er aktiv mit Investoren über die Möglichkeit einer Fusion mit der Commerzbank spricht. "Spekulationen auf einen Zusammenschluss der beiden Banken sind nicht neu", sagte ein Händler. "Das wäre nicht unmöglich, aber doch ein sehr schwieriges Unterfangen." Die Aktien der Commerzbank verloren 1,6 Prozent, Deutsche Bank 0,7 Prozent.