Das "Manager Magazin" berichtete am Donnerstag ohne Angabe von Quellen, die US-Wettbewerbsbehörde FTC habe am Mittwoch dem Führungsgremium von Praxair mündlich ihre Zustimmung angekündigt. Ein schriftliches Dokument solle in den nächsten Tagen folgen. Ein Linde-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Der Münchner Konzern hatte bis zuletzt um das Ja der Amerikaner gebangt, das bis zum 24. Oktober vorliegen muss, damit die Milliardenfusion zustande kommt. Die Wettbewerbshüter wollten sicherstellen, dass sich auf dem Weltmarkt für Gase wie Sauerstoff und Helium künftig nicht nur die drei Großkonzerne Linde/Praxair, Air Liquide und Air Products Konkurrenz machen.

Deshalb hatte die FTC weitere Zugeständnisse gefordert. Auf Arbeitsebene hatten sich Linde und Praxair nach eigenen Angaben bereits mit der US-Behörde geeinigt, die Zustimmung der Führungsetage ("Commissioner") der FTC stand aber noch aus. Der Newsletter "The Capitol Forum" aus Washington hatte berichtet, die Aufseher beäugten vor allem die vorgesehenen Käufer für das US-Geschäft von Linde kritisch. Der deutsche Gasehersteller Messer hat sich für den Kauf mit dem Finanzinvestor CVC zusammengetan. Er könnte mit der Übernahme auf den US-Markt zurückkehren. Linde erklärte sich bereit, dort nicht nur das Massengeschäft zu verkaufen, sondern weitere Unternehmensteile abzugeben. Ob diese ebenfalls komplett an CVC und Messer gehen, ist unklar. Formal steht auch die Zustimmung der EU-Kommission zu dem japanischen Käufer des Europa-Geschäfts von Praxair aus, sie gilt aber als Formsache.

DIE BÖRSE JUBELT SCHON

An der Börse wurde die Nachricht am Donnerstag bereits gefeiert. Die zum Umtausch in Aktien der neuen Linde plc eingereichten Linde-Papiere schossen um sechs Prozent auf 220,20 Euro nach oben. Sie sind ein Maß für die Zuversicht, dass die Fusion über die Bühne geht. Operativ geführt wird das neue Unternehmen mit Sitz in London vom bisherigen Führungsduo von Praxair, Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle soll an die Spitze des Verwaltungsrats rücken.

Linde und Praxair hatten bereits signalisiert, dass die Zugeständnisse an die FTC die Sinnhaftigkeit des Zusammenschlusses nicht gefährdeten. Die beiden Gasekonzerne müssen zwar wohl mehr Umsatz abgeben als die 3,7 Milliarden Euro, die sie als Schmerzgrenze vereinbart hatten. Oberhalb der Schwelle könnten sich beide aus dem Vorhaben zurückziehen. Doch erwirtschaften die zum Verkauf stehenden Firmenteile zusammen offenbar weniger als die 1,1 Milliarden Euro operativen Gewinn (Ebitda), die Linde und Praxair als Obergrenze festgesetzt hatten. Vor allem aber sind die geplanten Einsparungen von einer Milliarde Euro nicht in Gefahr.