PARIS (dpa-AFX) - Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will am Montag bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris die Verträge für das milliardenschwere Rüstungsvorhaben eines europäischen Kampfjets unterzeichnen. Bei dem sogenannten Luftkampfsystem der Zukunft (FCAS) wollen Deutschland, Frankreich und Spanien mitziehen.

Das System soll von 2040 an einsatzfähig sein - am Ende soll es nicht nur einen einzelnen Kampfflieger der neuen Generation geben, sondern auch ein Gesamtsystem, das Drohnen oder Satelliten steuern kann. Zum Messestart werden auch der französische Staatschef Emmanuel Macron, die französische Verteidigungsministerin Florence Parly und ihre spanische Kollegin Margarita Robles erwartet.

Wie aus französischen Regierungskreisen verlautete, soll bei der Messe erstmals ein Modell des Kampfflugzeugs zu sehen sein. Für die Entwicklung des Systemverbundes werden laut Experten schätzungsweise acht Milliarden Euro fällig. Für Beschaffung und Betrieb werden Ausgaben von 100 Milliarden Euro genannt.

Insbesondere für Macron ist das riesige grenzüberschreitende Vorhaben ein wichtiger Meilenstein. Denn der 41 Jahre alte Staatschef tritt schon seit längerem für eine "echte europäische Armee" ein, um unabhängiger von dem großen Partner USA zu werden. Macron erntete deswegen bereits mehrfach Kritik von seinem US-Kollegen Donald Trump.

Deutschland und Frankreich können bei der Kampfjet-Zeremonie auch zeigen, dass sie in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik an einem Strang ziehen. Die vergangenen Monate waren hingegen von Meinungsverschiedenheiten zwischen Berlin und Paris geprägt. So lehnt der sozialliberale Macron den konservativen Anwärter für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten, Manfred Weber (CSU), strikt ab.

Von der Leyen und Parly wollen bei der Messe ein Rahmenabkommen unterschreiben ("Framework Agreement"), in dem Projektorganisation und Managementstrukturen festgelegt werden. Zudem soll ein sogenanntes erstes Durchführungsabkommen gezeichnet werden, mit dem Deutschland den Arbeiten an einer bis Ende 2021 geplanten Konzeptstudie beitritt. Die Kosten dafür belaufen sich auf 65 Millionen Euro - Frankreich und Deutschland wollen sich das teilen. Spanien wird laut Angaben aus Berlin dem Projekt in Le Bourget als vollwertiger dritter Partner beitreten, was den europäischen Charakter des Projekts unterstreiche.

Seit Jahren gibt es Forderungen, dass Deutschland und Frankreich bei großen Rüstungsprojekten an einem Strang ziehen sollen - wegen der Kosten, aber auch um strategisch unabhängig zu bleiben und Waffensysteme selbst herstellen zu können. "In einer unsicherer werdenden Welt ist es deshalb auch wichtig, dass wir gemeinsam Vorsorge treffen", hatte von der Leyen erklärt.

Mit dem Projekt zeichnen sich Strukturen der künftigen Arbeitsteilung bei Rüstungsprojekten ab. So hat Berlin im deutsch-französischen Verbund die Führung bei der Entwicklung eines Kampfpanzers. Bei dem Luftkampfsystem steht hingegen der französische Hersteller Dassault Aviation im Zentrum./ari/cn/cb/DP/zb