Amtsinhaber Denis Ranque sagte am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Amsterdam, das Gremium habe den 56-Jährigen schon ein Jahr vorher für seine Nachfolge vorgeschlagen, um einen "sanften Übergang" zu gewährleisten. Damit wird die Machtbalance in der Führung des französisch-deutschen Konzerns nach dem Rücktritt von Vorstandschef Tom Enders wieder hergestellt. Die beiden Spitzenposten bei Airbus sind traditionell zwischen Franzosen und Deutschen aufgeteilt. Der Franzose Ranque hatte bereits erklärt, den Posten im April 2020 nach sieben Jahren zu räumen. Enders' Nachfolger Guillaume Faury, ein Franzose, trat nach der Hauptversammlung sein Amt an. Er ist zunächst für drei Jahre gewählt.

Obermann, der die Deutsche Telekom von 2006 bis 2013 geführt hatte, arbeitet seit 2016 für den Finanzinvestor Warburg Pincus. Er sitzt bereits in mehreren Aufsichtsräten, bei Airbus war er erst vor einem Jahr in den Verwaltungsrat gewählt worden. Obermann galt als Favorit der Bundesregierung für den Posten. Enders hatte Airbus zwar kurz nach seinem Amtsantritt vor sieben Jahren weitgehend vom Einfluss der Politik befreit, bei Personalien achtet der Luft- und Raumfahrtkonzern aber weiterhin auf ein Gleichgewicht zwischen den beiden Nationen. Deutschland und Frankreich halten noch jeweils elf Prozent an Airbus. Formal haben die Aktionäre das letzte Wort, wer Verwaltungsratschef wird.

"MEINE MISSION IST BEENDET"

Der 60 Jahre alte Enders hatte vor den Aktionären in einem Amsterdamer Hotel seinen letzten Auftritt. Dass die Staaten sich seit 2012 nicht mehr in das Unternehmen eingemischt hätten, habe auch den Aktienkurs beflügelt, sagte er. In Enders' Amtszeit habe sich der Kurs vervierfacht, lobte Verwaltungsratschef Ranque. Der Deutsche habe den Konzern in den vergangenen sieben Jahren geeint und die Nationalismen überwunden. "Nach all den Abschiedsessen und -empfängen der vergangenen Tage laufe ich Gefahr, dass ich wirklich glaube, was für ein toller Kerl ich bin", antwortete Enders. Airbus sei in recht guter Verfassung. Seine letzte Entscheidung sei aber eine Niederlage gewesen: das Aus für das Großraumflugzeug A380, weil der Großkunde Emirates seine Bestellung eingedampft hatte. "Das war's für mich. Meine Mission ist beendet", verabschiedete er sich.

In den Airbus-Verwaltungsrat will Enders nicht einziehen. Sein Abschied liegt auch in der Korruptionsaffäre begründet, die den Konzern seit fünf Jahren in Atem hält. Finanzvorstand Harald Wilhelm, der mit Enders geht, hatte darauf gedrängt, reinen Tisch zu machen und den Einsatz von Mittelsmännern beim Verkauf von Flugzeugen zu beenden. Ermittler und Behörden in Frankreich und Großbritannien, die der Sache nachgehen, hatten auch Konsequenzen im Management gefordert. Nur so und mit einer strikten Einhaltung der geschäftlichen Verhaltensregeln sieht Airbus Chancen, finanziell glimpflich davonzukommen. "Wir sind jetzt auf der sicheren Seite" sagte Ranque.

Für Aufregung hatte kurz vor der Hauptversammlung ein Paket von 37 Millionen Euro gesorgt, das Enders zum Abschied zusteht, in Form von Rentenzahlungen über 20 Jahre. Sein Nachfolger Faury kann später mit deutlich weniger rechnen. Die Abfindungen und Entschädigungen für ein anschließendes Wettbewerbsverbot würden für ihn deutlich gesenkt, sagte Ranque.