Der US-Flugzeugbauer musste am Mittwoch einräumen, dass die Entwicklung des KC-46 um 426 Millionen Dollar teurer wird. Das drei Milliarden Dollar schwere Projekt leidet unter Verzögerungen und veränderten Anforderungen an das Militärflugzeug auf Basis der Boeing 767. Das drückte auf die Margen in der Rüstungssparte des Konzerns. Die ersten KC-46-Maschinen sollen im Oktober an das US-Militär übergeben werden, zwei Jahre später als geplant. Die Börsianer nahmen die getrübten Aussichten in der Sparte übel: Die Boeing-Aktie fiel in New York um 2,6 Prozent.

Im zweiten Quartal schrumpfte die Umsatzrendite in der Rüstungssparte auf 9,3 von 11,9 Prozent vor Jahresfrist, der operative Gewinn ging um 15 Prozent zurück. Boeing nahm die Erwartungen für die Marge im Gesamtjahr auf 10,0 bis 10,5 Prozent zurück. Bisher hatte der Konzern in der Sparte 11,0 Prozent in Aussicht gestellt. Das Boeing-Management habe sich stets zuversichtlich gezeigt, dass es keine zusätzlichen Belastungen durch das Tankflugzeug mehr geben werde - "und trotzdem gibt es sie", bemängelte Analyst Robert Stallard von Vertical Research. Die Anleger hätten die Probleme in der Rüstungssparte immer abgetan, aber jetzt führten diese dazu, dass Boeing die Gewinnprognose für den Konzern nicht angehoben habe.

Der Airbus-Rivale hob am Mittwoch zwar seine Umsatzprognose angesichts der Verkaufserfolge im Geschäft mit Verkehrsflugzeugen um eine Milliarde auf 97 bis 99 Milliarden Dollar an. Die bereinigte Gewinnprognose bleibt aber bei 14,30 bis 14,50 Dollar je Aktie - Analysten hatten mehr erwartet.

In der zivilen Luftfahrt werde die operative Umsatzrendite in diesem Jahr höher ausfallen als die bisher in Aussicht gestellten 11,5 Prozent, kündigte Boeing an. Im zweiten Quartal kletterte der Konzernumsatz stärker als erwartet um fünf Prozent auf 24,2 Milliarden Dollar, die Marge mit Verkehrsflugzeugen schnellte - vor allem wegen der höheren Rendite des neuen Boeing 787 Dreamliner - auf 11,4 (Vorjahreszeitraum: 9,0) Prozent. Der Nettogewinn kletterte um 26 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar und übertraf damit die Erwartungen von Analysten.

Boeing-Chef Dennis Muilenburg verwies auf neue Aufträge im Wert von 27 Milliarden Dollar, die zwischen April und Juni eingegangen seien. Der Auftragsbestand wuchs damit um zwei Milliarden auf 488 Milliarden Dollar. Im zweiten Quartal kamen netto allein 239 Bestellungen für Verkehrsflugzeuge herein, 91 davon entfielen auf Langstreckenmaschinen. In den Büchern von Boeing standen damit Ende Juni fast 5900 Flugzeuge im Wert von 416 Milliarden Dollar. Ausgeliefert hat Boeing im Quartal 194 Maschinen, darunter die ersten 737 MAX, das ist die neue Generation des Kurzstreckenflugzeugs Boeing 737. Bis Ende des Jahres sollen es insgesamt 810 bis 815 Auslieferungen werden.