TOULOUSE (dpa-AFX) - Der europäische Flugzeugbauer und Rüstungskonzern Airbus legt am Donnerstag seine Jahreszahlen für 2019 vor. Der Gewinn dürfte dabei massiv von hohen Belastungen durch die beispiellose Milliardenstrafe wegen Korruptionsvorwürfen gedrückt werden. Nach einer Einigung mit Behörden hatte Airbus eingewilligt, zusammen 3,6 Milliarden Euro in Frankreich, Großbritannien und den USA zu zahlen. Legt man die Erwartungen von Analysten zugrunde, dürfte der größte Anteil des Nettogewinns von den Zahlungen aufgezehrt werden.

Eigentlich war 2019 ein Rekordjahr für Airbus. Doch die schon seit Jahren laufenden Untersuchungen wegen Korruptionsvorwürfen hatten das Unternehmen mit Schaltzentrale im französischen Toulouse unter Druck gesetzt. Airbus hatte sich schließlich Ende Januar in Frankreich, Großbritannien und den USA auf einen Milliarden schweren Kompromiss geeinigt. In Frankreich ist der Löwenanteil der Strafe fällig geworden - 2,1 Milliarden Euro. In Großbritannien beläuft sich die Geldbuße auf knapp 984 Millionen Euro, die USA sollen knapp 526 Millionen Euro bekommen.

Die nun vereinbarte Riesensumme übersteigt den Gewinn des Konzerns aus dem Jahr 2018, der 3,05 Milliarden Euro betragen hatte. Der frühere deutsche Konzernchef Thomas Enders hatte bereits in der Vergangenheit die Mitarbeiter des Luft- und Raumfahrtkonzerns auf die Möglichkeit "erheblicher Strafen" eingestimmt. Auslöser der Ermittlungen war eine Selbstanzeige des Unternehmens. Die Behörden untersuchten unter anderem Bestechungsvorwürfe im Zusammenhanghang mit Verträgen beim Verkauf von Zivilflugzeugen und Satelliten.

Hinter Airbus liegt eine Phase des Umbruchs. Es ist die erste Bilanz-Pressekonferenz für Guillaume Faury als neuer Konzernchef. Im April vergangenen Jahres hatte Faury das Ruder von Enders als Konzernchef übernommen - und damit auch die Ermittlungen zu den Korruptions- und Bestechungsvorwürfen geerbt. Enders hatte sich im vergangenen Jahr mit einem großen Knall verabschiedet: Airbus verkündete damals das Ende des A380. Die Produktion des größten Passagierflugzeugs der Welt wird nun mangels Nachfrage eingestellt.

Die Milliardenstrafe überschattet nun das erfolgreiche Jahr 2019. Im Rennen um die Marktführerschaft konnte Airbus erstmals seit Jahren dem US-Erzrivalen Boeing den Titel abjagen. Insgesamt lieferte Airbus 863 Verkehrsflugzeuge aus und damit acht Prozent mehr als im Vorjahr. Boeing steckt seit März 2019 in einer schweren Krise. Nach den zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten hatten Behörden in aller Welt Passagierflüge mit der 737 Max untersagt. Das Flugzeug ist das meistgefragte Modell des US-Konzerns.

Auch in das Jahr 2020 ist Airbus mit einem kräftigen Auftragsschub gestartet. Im Januar gingen Aufträge über 274 neue Verkehrsjets ein. Das entspricht mehr als einem Drittel der Netto-Bestellungen, die Airbus im Gesamtjahr 2019 eingesammelt hatte. Vor allem mit seinen Mittelstreckenjets der A320neo-Familie konnte Airbus punkten. Der Konzern will die Produktion der A320-Familie deutlich steigern. Die Verkehrsflugzeugsparte des Rivalen Boeing verbuchte hingegen im Januar keine einzige neue Bestellung. Airbus zieht somit immer weiter davon.

Neben der Milliarden-Strafe liegt noch ein anderer Schatten über Airbus: der Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union. Grund sind illegale Staatshilfen für die beiden Flugzeugbauer Airbus und Boeing./nau/stw/DP/zb