CHICAGO (dpa-AFX) - Geringere Steuern und glänzende Geschäfte mit Verkehrsflugzeugen haben dem weltgrößten Flugzeugbauer Boeing 2018 ein überraschend dickes Gewinnplus beschert. Für das neue Jahr nimmt sich Konzernchef Dennis Muilenburg noch mehr vor. Mit einer Produktionssteigerung auf rund 900 Flugzeuge könnte der US-Konzern den zuletzt geschrumpften Abstand zu seinem europäischen Rivalen Airbus wieder vergrößern. Auch Umsatz und Gewinn sollen kräftig wachsen, wie Boeing am Mittwoch in Chicago mitteilte.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten hervorragend an. Kurz nach Handelsstart in New York gewann die Boeing-Aktie fünfeinhalb Prozent und war damit bester Wert im Dow Jones Industrial.

Für den Luftfahrt- und Rüstungskonzern erwies sich 2018 als überraschend lukratives Jahr. Und das, obwohl der Konzern in seiner stärksten Sparte - dem Geschäft mit Verkehrsflugzeugen - sein selbst gesetztes Auslieferungsziel verfehlt hatte. Mit 806 ausgelieferten Jets konnte Boeing seine Stellung als weltgrößter Flugzeugbauer nur noch knapp verteidigen. Airbus lag mit 800 ausgelieferten Jets dicht dahinter.

Im laufenden Jahr will Boeing nun 895 bis 905 Verkehrsflugzeuge ausliefern. Eingerechnet sind dabei auch Exemplare, die von Boeings Rüstungssparte anschließend etwa zu Tankflugzeugen für die US-Luftwaffe umgebaut werden.

Erst Anfang Januar hatte das Militär das erste Exemplar des Fliegers trotz bekannter Mängel angenommen. Die Maschine basiert auf dem Passagierjet Boeing 767. Insgesamt soll Boeing 179 Maschinen des Typs ausliefern. Nachdem der Hersteller den Auftrag im Jahr 2011 in einer umstrittenen dritten Runde seinem Rivalen Airbus abgeluchst hatte, musste er wegen Verzögerungen und technischer Hürden bereits Mehrkosten in Milliardenhöhe schultern.

Im abgelaufenen Jahr trug vor allem Boeings Verkehrsflugzeuggeschäft zum Gewinnwachstum bei. Während der Konzernumsatz um acht Prozent auf 101,1 Milliarden US-Dollar (88,4 Mrd Euro) wuchs, sprang der Überschuss um fast ein Viertel auf fast 10,5 Milliarden Dollar nach oben. Damit übertraf Boeing auch klar die Erwartungen von Analysten.

Für 2019 peilt Muilenburg einen Umsatz von 109,5 bis 111,5 Milliarden Dollar an. Der Gewinn je Aktie soll von zuletzt 17,85 Dollar auf 21,90 bis 22,10 Dollar steigen. Auch hier hatten Analysten deutlich weniger auf dem Zettel gehabt.

Abseits dieser Pläne steht für Boeing in diesem Jahr voraussichtlich eine noch größere Ausweitung des Geschäfts an. Der Hersteller will sich die Mehrheit am Verkehrsflugzeug-Geschäft des brasilianischen Herstellers Embraer einverleiben. Beide Seiten sind sich bereits einig. Auch Brasiliens Regierung, die an dieser Stelle über ein Veto-Recht verfügt, hat dem Deal zugestimmt.

Airbus ist bereits einen Schritt weiter. Vergangenen Sommer verleibte sich der Konzern die Mehrheit an dem jüngsten Flugzeugtyp des kanadischen Herstellers Bombardier ein. Der Jet heißt seitdem Airbus A220, für die Europäer ist es der Vorstoß in den Markt für Flugzeuge mit 100 bis 150 Sitzplätzen.

Was sich Airbus für 2019 vornimmt, ist noch offen. Ziele für Flugzeug-Auslieferungen, Umsatz und Gewinn will der Konzern bei der Bilanzvorlage am 14. Februar bekanntgeben. Ernsthafte Sorgen bereitet dem Vorstand derzeit der Brexit. Denn Airbus fertigt in Großbritannien die Tragflächen für fast alle seine Flugzeuge. Im Fall eines ungeregelten Brexits sind die Lieferketten in Gefahr./stw/men/he