Die Virus-Krise und die schwächelnde Luftfahrt treffen den Münchner Triebwerkshersteller MTU Aero Engines mit voller Wucht.

Der operative Gewinn brach im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um rund 76 Prozent auf 42,4 Millionen Euro ein, wie der Dax-Konzern am Montag mitteilte. "In den Zahlen zeigen sich erste Auswirkungen der Corona-Pandemie", erklärte Konzernchef Reiner Winkler. Er erwarte auch 2021 ein schwieriges Jahr. Das Geschäft im Kurz- und Mittelstreckenbereich rund um den Airbus A320 dürfte erst 2022/2023 spürbar besser werden und auf der Langstrecke noch ein Jahr später. Damit werde die Branche das Niveau von 2019 wohl erst 2023 beziehungsweise 2024 wieder erreichen.

Zahlen und Ausblick kamen bei den Investoren nicht gut an. Die MTU-Aktie lag gegen Mittag rund neun Prozent im Minus und war mit Abstand größer Verlierer im Leitindex Dax. Am Freitag hatte der Airbus- und Boeing-Zulieferer die Hoffnung geäußert, vorerst glimpflich durch die Corona-Krise zu kommen. Demnach wird der Umsatz in diesem Jahr auf 4,0 bis 4,4 (2019: 4,63) Milliarden Euro zurückgehen. Der operative Gewinn dürfte sich in etwa halbieren. Im ersten Halbjahr fiel das bereinigte Vorsteuerergebnis (Ebit) um fast 39 Prozent auf gut 224 Millionen Euro und der Umsatz um knapp neun Prozent auf 2,05 Milliarden Euro. Das zivile Triebwerksgeschäft litt unter der Drosselung der Flugzeug-Produktion und rückläufige Flugzeug-Auslieferungen. Im militärischen Bereich sorgte vor allem eine dreiwöchige Betriebsunterbrechung im April für Umsatzeinbußen.

KAUM NEUAUFTRÄGE IN SICHT - KURZARBEIT SORGT FÜR EINSPARUNG

Wegen des schwächelnden Neugeschäfts arbeite man derzeit den Auftragsbestand ab, sagte Finanzchef Peter Kameritsch. Im Geschäft mit neuen Triebwerken sei vorerst keine Besserung in Sicht, da etwa der Flugzeugbauer Airbus mit seinen Kunden über verspätete Auslieferungen von Maschinen verhandele. "In dem Szenario werden wir keine substanziellen neuen Orders sehen", betonte Kameritsch und fügte hinzu: "Stornierungen haben wir bis dato eigentlich nicht gesehen."

Anfang Juli hatte der Konzern angekündigt, bis Ende 2021 zehn bis 15 Prozent und damit bis zu 1600 seiner rund 10.660 Arbeitsplätze zu streichen. An den ausländischen Standorten dürfte der Stellenabbau mit 20 bis 30 Prozent - relativ gesehen - stärker ausfallen, sagte Winkler. Rückstellungen dazu wird es laut MTU vermutlich im laufenden Quartal geben. Bis auf den militärischen Bereich seien etwa vier von fünf Beschäftigten in Deutschland in Kurzarbeit und arbeiteten im Schnitt einen Tag pro Woche weniger. Die Einsparungen daraus bezifferte MTU im ersten Halbjahr auf rund 20 Millionen Euro.