HERZOGENRATH (dpa-AFX) - Der Chipindustrie-Ausrüster Aixtron aus Herzogenrath könnte am Ende zu den Gewinnern des Handelskonflikts zwischen den USA und China werden. Denn nach einer Zurückhaltung der Kunden im ersten Halbjahr erwartet Unternehmenschef Bernd Schulte eine Belebung der Nachfrage vor allem aus Asien im Rest des Jahres. Der Konzern macht vor allem in China den Hauptteil seines Geschäfts und lockt neue Kunden an. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DIE LAGE BEI AIXTRON:

Das im Jahr 1983 als Ableger der RWTH Aachen entstandene Unternehmen baut Produktionsanlagen zur Herstellung für Spezial-LEDs, Telekommunikations- und Optoelektronik sowie für Speicheranwendungen. 2017 hatte Aixtron nach fünf verlustreichen Jahren die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft.

Nach einem guten zweiten Quartal zeigte sich die Aixtron-Führung Ende Juli zuversichtlicher für das laufende Jahr. Der Ausrüster der Chipindustrie peilt nun 2019 eine operative Marge (Ebit) von rund 13 Prozent an. Bislang hatte er mit einer Spanne von 8 bis 13 Prozent gerechnet. Beim Umsatz geht er weiterhin von 260 bis 290 Millionen Euro aus nach 269 Millionen ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn (Ebit) soll umgerechnet 33,8 und 37,7 Millionen Euro erreichen nach 41,5 Millionen Euro im Vorjahr.

Allerdings machte dem Unternehmen zuletzt die Investitionszurückhaltung vieler Kunden zu schaffen - vor allem wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Dies drückte im ersten Halbjahr auf den Auftragseingang. Aixtron geht aber von einer Nachfragebelebung vor allem in Asien in der zweiten Jahreshälfte aus und bestätigte daher die Prognose für den Auftragseingang. Dieser soll demnach im laufenden Jahr zwischen 220 und 260 Millionen Euro liegen. 2018 hatte Aixtron Aufträge im Wert von 302,5 Millionen Euro erhalten.

Der Maschinenbauer mit zuletzt nicht einmal 700 Mitarbeitern war Ende 2016 in den Fokus der Weltpolitik geraten, als der chinesische Investor Fuijan Grand Chip (FGC) ihn übernehmen wollte. Der Plan war dann am Übernahmeveto des damaligen US-Präsidenten Barack Obama gescheitert. Grund dafür waren Sicherheitsbedenken, da Aixtron einen Standort in den USA hat und die Anlagen des Unternehmens auch militärisch genutzt werden können.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die jüngst erhöhte Gewinnprognose kam bei Experten erwartungsgemäß gut an. Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank schätzt Aixtron wegen des hochmodernen Produktportfolios auch langfristig positiv ein. Schnitzer geht davon aus, dass der zunehmende Einsatz von Lasern in der 3D-Sensorik und optischen Datenübertragung, der Ausbau der 5G-Netze und der zunehmende Einsatz energieeffizienter Leistungselektronik das weitere Wachstum des Unternehmens in den entsprechenden Zielmärkten antreiben dürften.

Sein Kollege Malte Schaumann vom Analysehaus Warburg Research lobte ebenfalls die hohe Profitabilität von Aixtron. Der geringe Auftragseingang dürfte sich erholen. Auch Analyst Uwe Schupp von der Deutschen Bank verwies auf die überraschend hohe Profitabilität. Zudem ermögliche der Auftragsbestand von 110 Millionen Euro eine gute Berechenbarkeit der Geschäftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte.

Die Hoffnung auf mehr Bestellungen interpretierte Schupp sogar als Zeichen, dass Aixtron ein Stück weit vom Handelskrieg zwischen den USA und China profitieren könnte. Womöglich kämen chinesische Hersteller vermehrt auf Aixtron zu, weil sie angesichts des Handelskrieges und der US-Sanktionen nun stärker auf eine eigene Produktion setzen könnten.

Liberum-Analyst Janardan Menon wies darauf hin, dass Zulieferer des Smartphone-Herstellers Apple und anderer Halbleiter-Branchenunternehmen wie Lumentum und AMS eine im zweiten Halbjahr 2019 und 2020 anziehende Nachfrage nach 3D-Sensortechnik signalisiert hätten. Die Nachfrage scheine von Apple, aber auch durch eine wachsende 3D-Nutzung von Herstellern Android-basierter Smartphones zu kommen. Davon könnte der Chipindustrie-Ausrüster Aixtron profitieren.

Weniger positiv zeigte sich hingegen Stephane Houri von der Investmentbank Oddo BHF. Der Auftragseingang sei im zweiten Quartal erwartungsgemäß schwach gewesen. Zudem erscheine der Ausblick auf Umsätze und Aufträge im laufenden Jahr zu optimistisch. Analyst Markus Jost von Independent Research rät trotz des überraschend guten Ergebnisses, die Aixtron-Aktie zu verkaufen. Nach dem jüngsten Kurssprung sei die verbesserte Geschäftsentwicklung bereits in den Kursen berücksichtigt, und die Aktie sei weiterhin hoch bewertet.

Von den im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten rät mehr als die Hälfte zum Kauf der Aktie. Nur einer spricht sich für Verkaufen aus. Das durchschnittliche Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten liegt bei 11,43 Euro.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Einen Teil der Kursgewinne nach Vorlage der starken Quartalsbilanz hat die Aktie von Aixtron bereits wieder abgegeben. Seit dem Zwischenhoch Anfang August hat das Papier rund 16 Prozent an Wert verloren. Damit kostet sie noch rund fünf Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Zuletzt war das Unternehmen damit an der Börse insgesamt rund eine Milliarde Euro wert.

Die Aixtron-Aktie orientiert sich stark an die Entwicklung der Aktienkurse der Chiphersteller und deren Zulieferer. Das stark zyklische Geschäft führt bei diesen regelmäßig zu heftigen Kursbewegungen, wie das US-Branchenbarometer, der Philadelphia-Semiconductor-Index, zeigt./mne/stw/fba