Die Schweizer Gesellschaft trennt sich mit sofortiger Wirkung von CEO Alexander Friedman. Verwaltungsrat David Jacob übernehme zusätzlich zu seiner bisherigen Funktion interimistisch die operative Leitung des Vermögensverwalters, teilte GAM am Dienstag mit. Gleichzeitig starte GAM intern und extern die Suche nach einem neuen CEO.

Auslöser der Krise war die Suspendierung eines wichtigen Fondsmanagers Ende Juli. GAM wirft ihm Verstöße gegen interne Richtlinien vor, die etwa die Annahme von Geschenken und Einladungen regeln. Nach dem Vorfall liquidierte die Gesellschaft die von dem Mann verwalteten Fonds. Aber auch aus anderen Anlagevehikeln zogen die Anleger Geld ab, sodass die verwalteten Vermögen im dritten Quartal 2018 um rund elf Prozent auf 146 Milliarden Franken einbrachen.

Gehen die verwalteten Vermögen zurück, sinken auch die Gebühreneinnahmen. Der drohende Gewinneinbruch spiegelt sich im Aktienkurs von GAM, der im laufenden Jahr fast zwei Drittel an Wert verloren hat. "Das Urteil des Marktes lautet: Das Management hat ein Juwel zerstört", sagte ein Londoner Investor. Friedman, der für 2016 und 2017 zusammen ein Gehalt von über zehn Millionen Franken erhielt, sah sich auch wegen eines überteuerten Zukaufs in der Kritik.

Nun soll die Firma mit gut 900 Mitarbeitern wieder auf die Wachstumsspur zurückfinden. GAM und Friedman seien zum Schluss gekommen, "dass eine neue Führung besser in der Lage ist, die Schritte einzuleiten, die nötig sind, um die Profitabilität zu unterstützen". Vontobel-Analyst Andreas Venditti rechnet mit Sparmassnahmen. Wo die Firma die Axt ansetzen will, liegt jetzt in den Händen von Jacob. Dieser war bis 2016 Chef beim Vermögensverwalter Rogge Global Partners, der dann von Allianz Global Investors übernommen wurde. Zuvor hatte er Führungspositionen unter anderem bei Henderson, UBS und Merrill Lynch inne.

Doch das Vertrauen der Anleger gewann GAM zunächst nicht zurück, an der Börse sanken die GAM-Aktien am Dienstag um weitere zwei Prozent. "Der Reputationsschaden ist so groß, dass die Anleger nichts mehr von GAM wissen wollen", sagte ein Händler. Einer der 20 größten Aktionäre erklärte, der Wechsel an der Spitze hätte viel früher erfolgen müssen. "Die Firma steht jetzt vor einer sehr schwierigen Situation und wir sind nicht sicher, ob der Verwaltungsrat im geeigneten Zeitrahmen eine Lösung findet."

Die Alternativen sind beschränkt. "In einer solchen Situation braucht man eine schützende Hand", erklärte ein Berater. Entweder übernehme ein Konkurrent GAM. Oder ein renommierter Investor beteilige sich an der Gesellschaft und sende mit einem solchen Gütesiegel ein positives Signal an die Kunden und an andere Anleger, so der Experte.