(neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Gewinn- und Wachstumsplänen, Strategie im Fondsgeschäft, Lehre aus Banken-Engagement, Aktienreaktion, Analystenstimme)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Europas größter Versicherer Allianz wagt nach seinem Gewinnplus von 2018 keine großen Versprechungen für das laufende Jahr. Das Ziel, den operativen Gewinn bei 11,5 Milliarden Euro stabil zu halten, sei "konservativ und vorsichtig, weil wir in Hinblick auf das sehr schwierige Umfeld sicher sein wollen, dass wir das auch erreichen", sagte Vorstandschef Oliver Bäte am Freitag in München. Angesichts der Turbulenzen in Politik und Wirtschaft sei es "wirklich wichtig, solide zu sein und zu bleiben."

Nachdem die Allianz in der Schaden- und Unfallsparte 2018 so stark wuchs "wie seit Jahren nicht", will Bäte hier 2019 allerdings weiter aufdrehen. Für Kunden und Mitarbeiter soll das Geschäft im Zuge der stärkeren Digitalisierung deutlich einfacher werden. Dazu will der Vorstand mehr Versicherungsangebote zentral für viele Länder entwickeln lassen und so Kosten und Komplexität verringern. Zudem startet der Konzern mit Allianz Direct einen europäischen Direktversicherer, der noch 2019 in Deutschland und weiteren Ländern eine digitale Kfz-Versicherung anbieten soll.

Am Finanzmarkt sorgten die Nachrichten für Kursgewinne. Die Allianz-Aktie legte bis zur Mittagszeit um 1,54 Prozent auf 187,04 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im Dax. Allerdings liegt ihr Kurs immer noch gut ein Prozent niedriger als vor einem Jahr.

Analysten äußerten sich positiv, aber nicht euphorisch zu der Jahresbilanz. Analyst Michael Haid von der Commerzbank zeigte sich allerdings von dem starken internen Umsatzwachstum der Allianz überrascht. 6,1 Prozent sei viel für einen Versicherer, der lange Zeit als Nullwachstums-Unternehmen gehandelt worden sei.

Zu der positiven Reaktion an der Börse dürfte auch die Dividende für 2018 beigetragen haben, die um 12,5 Prozent auf 9,00 Euro je Aktie steigen soll. Analysten hatten hier mit weniger gerechnet. Zudem kauft der Konzern nach 2017 und 2018 erneut eigene Aktien vom Markt zurück. Bis Ende 2019 sollen auf diese Weise weitere 1,5 Milliarden Euro an die Anteilseigner fließen, was den Aktienkurs stützen dürfte.

Der Vorstand um Allianz-Chef Oliver Bäte hatte sich zu dieser Strategie verpflichtet für den Fall, dass der Konzern überschüssiges Kapital nicht für den Geschäftsausbau oder Übernahmen benötigt. "Wenn wir eine gute Möglichkeit finden, werden wir auch Akquisitionen machen", sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol. "Aber derzeit investieren wir lieber intern." Bis Ende des Jahres will die Allianz die Mehrheit an dem britischen Versicherer Liverpool Victoria übernehmen, an dem sie bereits mit 49 Prozent beteiligt ist.

Interesse am Bankgeschäft ließ Bäte inmitten der Spekulationen um eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank nicht erkennen. "Wir sind kein natürlicher Eigentümer einer Bank. Das ist hoffentlich klar geworden in der letzten Dekade", sagte er mit Blick auf das teure Abenteuer Dresdner Bank, die der Versicherer 2009 mitten in der Finanzkrise mit Milliardenverlusten an die Commerzbank verkauft hatte. Bätes Erkenntnis: "Man muss immer wissen, was man kann und was nicht."

Seine vorsichtige Gewinnprognose für 2019 erklärte der Manager auch mit den jüngsten Erfahrungen an den Finanzmärkten. Sowohl in der Lebensversicherung als auch im Fondsgeschäft bekam die Allianz im vierten Quartal die Marktturbulenzen zu spüren, erreichte mit einem operativen Gewinn von 11,5 Milliarden Euro aber dennoch den oberen Bereich ihrer selbst gesetzten Zielspanne. Bei seinem Ziel für 2019 lässt sich Bäte ebenfalls eine halbe Milliarde Spielraum nach oben und unten. Analysten hatten im Schnitt jedoch schon 11,9 Milliarden auf dem Zettel, das wäre fast am oberen Ende von Bätes Zielspanne.

Unter dem Strich verdiente die Allianz 2018 knapp 7,5 Milliarden Euro und damit fast zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dazu trug auch eine geringere Steuerlast bei. Zudem profitierte die Allianz von geringeren Katastrophenschäden, nachdem sie ein Jahr zuvor von der verheerenden Hurrikan-Serie in den USA getroffen worden war.

In der Lebens- und Krankenversicherung musste der Konzern wegen der Verwerfungen an den Finanzmärkten im vierten Quartal etwas Federn lassen. Der operative Gewinn ging um sechs Prozent zurück. Allerdings legte das Neugeschäft zu, angetrieben von den Lebensversicherungsverträgen ohne Garantiezins, die die Allianz in Deutschland vertreibt und die die klassischen Verträge weitgehend abgelöst haben.

Milliardenschwer schlugen die Finanzmarkt-Turbulenzen im Fondsgeschäft des Konzerns zu Buche. Unter dem Strich zogen Anleger bei den Allianz-Töchtern Pimco und Allianz Global Investors allein im vierten Quartal 31 Milliarden Euro ab. Weil zudem die Kurse sanken, schrumpfte das für Dritte verwaltete Vermögen um 51 Milliarden Euro.

Allerdings gingen den Fonds vor allem die Zuwächse aus dem ersten Teil des Jahres verloren. Insgesamt summierten sich die Nettoabflüsse 2018 daher nur auf 3 Milliarden Euro. Das verwaltete Vermögen blieb auf Jahressicht mit 1,96 Billionen Euro praktisch stabil, und der operative Gewinn der Sparte wuchs um fast vier Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Der Konzern konzentriere sich auf solches Geschäft, das mehr Gewinn bringe, und verzichte auf unrentable Bereiche, erklärte Bäte die Entwicklung. Zuvor hatte die Allianz ihre US-Tochter Pimco nach jahrelangen Mittelabflüssen wieder auf Wachstumskurs gebracht./stw/elm/jha/