Zürich (awp) - Die Corona-Pandemie bringt Allreal nicht aus der Ruhe. Das Immobiliengeschäft entwickelt sich laut Firmenchef Roger Herzog konstant. Daher will die Immobilienfirma auch an ihrer Dividendenpolitik festhalten.

Eine Prognose für das laufende Jahr, die Ende März kassiert wurde, will Allreal anlässlich der Halbjahreszahlen abgeben, wie CEO Herzog in einem vorab publizierten Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Mittwochausgabe) sagte.

In den grossen Zentren sei der Markt in guter Verfassung. Es sei keine Panikreaktion der Marktteilnehmer festzustellen. Die grossen institutionellen Investoren hätten genügend Eigenkapital, um nicht nervös zu werden. Auf dem Transaktionsmarkt hätten sich die Preisvorstellungen der Marktteilnehmer nicht verändert.

Covid-19 schafft Bewertungsunsicherheit

Die Gespräche mit den Liegenschaftenschätzern im Vorfeld der Halbjahreszahlen legen laut Herzog eine Bewertungsunsicherheit wegen Covid-19 offen. Die Diskussion verlagere sich weg von Szenarien zu Marktmieten hin zur Qualität der Mieterschaft. "Für das Allreal-Portfolio sehe ich grundsätzlich keinen Bedarf für Wertkorrekturen", sagte Herzog.

Alle grosse Kunden sollten den Kriterien der Schätzer standhalten können. Zudem verfüge Allreal über zahlreiche langfristige Mietverträge. Bis 2022 fielen nur 12 Prozent der Geschäftsmietverträge zur Erneuerung an. "Ein grosser Teil ist bereits unter Dach, und es zeichnet sich kein massiver Anstieg des Leerstands ab."

Vom Thema Mietzinserlass sei Allreal wenig betroffen, da der Anteil der Einnahmen aus dem Retailgeschäft nur rund 5 Prozent betrage. Den meisten Kunden, die um eine Stundung ersuchten, erlasse Allreal zwei Monatszinse und finanzkräftige Mieter wie Grossverteiler zahlten für einen Monat nichts. "Im Ergebnis werden wir auf weniger als ein Prozent der Mieteinnahmen von über 200 Millionen Franken verzichten müssen", sagte Herzog.

Wenn die Arbeitslosigkeit massiv zunehme, werde der Druck steigen, denn dem Trend zu mehr Leerstand könne sich auch Allreal mittelfristig nicht ganz entziehen. Dieser habe Ende 2019 aber 2,2 Prozent betragen und aktuell verzeichne das Immobilienunternehmen einen weiteren Rückgang.

Home Office kein neues Phänomen

Home Office sei kein neues Phänomen, so der Allreal-CEO weiter. Der eine oder andere Kunde werde in Zukunft weniger Fläche benötigen. Im Gegenzug könnte der Bedarf an Wohnfläche wachsen, wenn die Büroarbeit nach Hause verlagert werde. Allreal erzielt 60 Prozent der Mieteinnahmen mit Büroflächen. Der Wohnanteil beträgt 20 Prozent. Daran soll nichts geändert werden. "Büroflächen bleiben unser Kerngeschäft. Mit Wohnungen können wir aber etwas Zyklizität aus dem Geschäft nehmen", so der CEO.

Im Bereich Generalunternehmung will Allreal das Eigengeschäft ausbauen. 80 Prozent Drittgeschäft seien definitiv zu hoch. Im letzten Jahr betrug das Projektvolumen 340 Millionen Franken. "Das ist klar zu wenig. Das Ziel lautet mehr als 400 Millionen Franken."

Allreal will auch weiterhin bis zu 100 Prozent des Gewinns aus dem Immobiliengeschäft als Dividende ausschütten. Damit sei das Unternehmen berechenbar. "Ich habe keinen Anhaltspunkt, auch wegen Covid-19 nicht, dass wir die Dividendenpolitik ändern müssen."

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