Wieder einmal stehen die seit Jahren gebeutelten Institute Italiens im Mittelpunkt des Stresstests, der an den Märkten wie schon die Belastungsproben 2014 und 2016 große Beachtung finden dürfte.

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

WER WIRD GETESTET?

Insgesamt nahmen in den vergangenen Monaten 48 Institute aus 15 EU-Ländern und Norwegen an dem Stresstest teil. Sie stehen für einen bedeutenden Teil der Branche: Alleine die 37 Banken aus der Euro-Zone, die sich den Aufsehern stellen mussten, stehen für rund 70 Prozent der Bilanzsumme aller Häuser in der Währungsunion. Damit ist die Zahl der geprüften Banken abermals kleiner geworden: Bei der Übernahme der Euroland-Bankenaufsicht durch die EZB hatte diese 2014 noch 130 Geldhäuser unter die Lupe genommen, vor zwei Jahren waren es dann noch 51.

Aus Deutschland waren beim ersten Stresstest vor vier Jahren noch 24 Häuser betroffen, dieses Mal sind es acht: neben den beiden Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank die vier Landesbanken BayernLB, LBBW, Helaba und NordLB sowie die nordrhein-westfälische Förderbank NRW-Bank. Die DZ Bank, das Zentralinstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, hatte vor zwei Jahren wegen ihrer damals aktuellen Fusion mit der WGZ pausieren dürfen. Nun ist das zweitgrößte deutsche Geldhaus wieder dabei. Unter den deutschen Banken ist die NordLB, die aktuell auf Investorensuche ist, mit dem geringsten Kapitalpolster in den Stresstest gegangen.

Nicht veröffentlicht werden die Ergebnisse eines parallelen Tests, den die EZB bei allen von ihr beaufsichtigten Instituten durchgeführt hat. Ebenfalls werden keine aktualisierten Zahlen für die griechischen Geldhäuser mehr publik gemacht. Der Test für die vier größten Hellas-Banken Alpha Bank, Eurobank, National Bank of Greece und Piraeus Bank war wegen des auslaufenden Rettungspakets für das Land vorgezogen worden. Damals hatte die EZB bei keinem der vier Prüflinge eine Kapitallücke festgestellt.

WAS WIRD GETESTET?

Getestet wird auf Basis der Bilanzen Ende vergangenen Jahres die Widerstandsfähigkeit der Banken im Fall eines kräftigen Konjunktureinbruchs. Dem Test liegen zwei Szenarien zugrunde, wie sie sich nach dem für Ende März 2019 erwarteten Ausscheiden Großbritanniens aus der EU entwickeln könnten. Konkret taucht der Brexit in den Szenarien allerdings nicht auf. Neben einer allgemein angenommenen Verschlechterung des Bruttosozialprodukts - im adversen Szenario um durchschnittlich 8,3 Prozent - gibt es auch länderspezifische Szenarien. Das hat mit der jeweiligen Stärke der entsprechenden Volkswirtschaft und ihrer Banken zu tun. Zum Beispiel muss ein simulierter Wirtschaftsabsturz in Deutschland deutlich stärker ausfallen als in Italien (-10,1 verglichen mit -6,7 Prozent), um die deutschen Banken einem vergleichbaren Stress auszusetzen wie die italienischen Häuser.

Die beiden Testszenarien bestehen aus einer großen Zahl von Indikatoren wie etwa dem Preisniveau, der Arbeitslosigkeit oder der Lage auf dem Immobilienmarkt. Simuliert wird zudem, wie sich die Institute bei einem Einbruch der Aktien- und Anleihenkurse oder bei einem starken Währungsverfall schlagen. Unabhängige Experten und der Bankenverband BdB halten den Stresstest für noch strenger als die vorherigen Belastungsproben in Europa. Laut EBA ist er auch strenger als vergleichbare Tests der US-Notenbank bei den US-Banken. Härter als frühere Checks wird die Prüfung dieses Mal zudem, weil neue Rechnungslegungsvorschriften verwendet werden. Diese führen bei den Banken dazu, dass sie früher Vorsorge für ausfallgefährdete Kredite treffen müssen.

WAS SIND DIE KONSEQUENZEN?

Zunächst die aus Sicht der überprüften Institute gute Nachricht: Durchfallen kann beim Stresstest 2018 keine Bank, zumindest auf den ersten Blick. Allerdings werden die Aufseher die Ergebnisse verwenden, um den einzelnen Banken im Zweifel Vorgaben zu machen. Die geforderten Kapitalzuschläge werden allerdings nicht publik gemacht - es sei denn, die Banken tun dies selbst. Indirekt werden jedoch Investoren, Gläubiger, Ratingagenturen und nicht zuletzt die Öffentlichkeit dennoch Rückschlüsse auf die Stabilität jedes einzelnen Instituts ziehen können. Sinkt nämlich die Kapitalquote bei dem Test unter den Wert, ab dem die Aufsicht im realen Leben anordnen könnte, das keine Boni an Mitarbeiter und keine Dividende an Aktionäre ausgeschüttet werden dürfte, offenbart das Probleme.

Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg einer Bank wird sein, wie stark sich ihr sogenanntes hartes Kernkapital (CET-1) unter dem angenommenen adversen Szenario reduziert. Berücksichtigt werden dabei sowohl die Auswirkungen auf die ausgereichten Kredite als auch auf Bestände im Handelsbuch einer Bank, also etwa Staatsanleihen oder Aktien, die das Institut hält. Wie bereits vor zwei Jahren wird daneben auch das Risiko gemessen, das sich aus dem Fehlverhalten von Bankern ergibt. Verstöße gegen die Vorschriften hatten vielen Häusern hohe Strafen eingebrockt, allen voran der Deutschen Bank.

Grundsätzlich gehen die Aufseher bei ihrem Test auch dieses Mal wieder davon aus, dass das Bank-Management während der simulierten Krise keine Gegenmaßnahmen ergreift. Dadurch werden - in der Simulation - die Folgen auf die Stabilität der Bank überzeichnet, der Stress damit auf dem Papier größer.