Olten/Zürich (awp) - Beim Energiekonzern Alpiq läuft es im operativen Geschäft nach wie vor nicht besonders rosig. Weil die Produktion jedoch drei Jahre im Voraus abgesichert wird, ist eine Erholung ab dem kommendem Jahr gewiss. Die Publikumsaktionäre dürften davon jedoch nicht stärker profitieren.

Im ersten Halbjahr 2019 ist Alpiq noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht: Unter dem Strich blieb ein Verlust von 206 Millionen Franken. Grund war neben Sondereffekten, dass Alpiq die Produktion grösstenteils drei Jahre im Vorfeld absichert, und Anfang 2016 markierte der europäische Strommarkt ein historisches Tief, was nun voll auf die Zahlen durchschlägt.

Mit Blick in die Zukunft ist damit bereits heute klar: Ab 2020 dürfte es wieder aufwärtsgehen, wie Finanzchef Thomas Bucher am Montag an einer Medienkonferenz zum ersten Semester erneut bestätigte.

Preis sorgt für Streit

Angesichts dieser positiven Aussichten sorgen Pläne der Ankeraktionäre, die Kleinaktionäre herauszudrängen, für rote Köpfe. EOS Holding, das Konsortium Schweizer Minderheitsaktionäre (inkl. Primeo Energie) sowie CSA Energie-Infrastruktur kontrollieren gemeinsam rund 88 Prozent an Alpiq. Für die restlichen 12 Prozent bietet CSA - ein von der Credit Suisse verwalteter Fonds, in den 135 Schweizer Pensionskassen investiert sind - 70 Franken je Stück.

Diese 70 Franken lösen Unmut unter den Publikumsaktionären aus. Nach schwierigen Jahren mit hohen Verlusten hatten sie nun auf die Erholung gesetzt und fühlen sich unter Wert abgespeist. Zuletzt hatte sich der aktivistische Investor Knight Vinke äusserst scharf zu Wort gemeldet.

In einem öffentlichen Brief an den Verwaltungsrat bezeichnete er vergangene Woche die von der Beratungsgesellschaft PwC in Auftrag gegebene so genannte "Fairness Opinion" - ein unabhängiges Gutachten - als fehlerhaft. Korrekt sei eine Bewertung der Aktie zwischen 105 bis 123 Franken. Knight Vinke mit einem Anteil von 1,3 Prozent und andere Investoren würden daher ihre Aktien nicht andienen.

Auch Analysten bewerten den Preis als niedrig, sehen aber kaum einen Ausweg für die Kleinaktionäre. Den rechtlichen Weg zu gehen, wäre langwierig und unsicher.

Kurs folgt Angebotspreis

Denn es ist so: Ab 98 Prozent der Stimmrechte wäre es für die Hauptaktionäre börsenrechtlich möglich, die Publikumsaktionäre über einen "Squeeze-out" aus dem Aktionariat zu drängen. Nach Fusionsgesetz wäre zudem bereits ab einem Anteil von 90 Prozent ein Squeeze-out möglich. Bereits mit der Wandlung bestehender Aktionärs-Hybriddarlehens würde sich die Beteiligung der Kernaktionäre bereits auf knapp unter 90 Prozent belaufen.

Auch der Aktienkurs an der Börse widerspiegelt die Einsicht, dass ein höherer Preis wohl nicht mehr drin ist: An der Börse kosten die Titel seit Ende Mai um die 70 Franken. Im Hoch 2008 waren die Titel einmal über 700 Franken wert.

CSA hatte den Preis bereits in der Vergangenheit verteidigt und als fair deklariert: "Wir hätten diesen Preis niemals bezahlen können, wenn die erwartete höheren Strompreise nicht mit einberechnet wären." Das Angebot berücksichtige den erwarteten künftigen Cashflow, hiess es.

Zu kleiner Freefloat

"Wir haben keinen Grund, die Fairness Opinion anzuzweifeln", sagte ausserdem Präsident und Konzernchef Jens Alder am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP als Reaktion auf die Vorwürfe von Knight Vinke. Gleichzeitig habe das Alpiq-Management nicht vor, den Streit öffentlich auszutragen. Man stehe immer wieder im Austausch mit den Aktionären. Man werde Knight Vinke antworten, dies jedoch nicht öffentlich.

Die Dekotierung sei bislang nicht von der Generalversammlung abgesegnet worden, sagte Alder zudem. Der Freefloat sei allerdings sehr klein, und der Aktienkurs damit zufällig.

Diskutiert wird derweil auch, wie es mit Alpiq nach einer Dekotierung weitergehen könnte. Nach dem Verkauf des Industriegeschäfts vor rund einem Jahr ist der Konzern mittlerweile deutlich geschrumpft. Die Gesellschaft konzentriert sich nun wieder auf das traditionelle Geschäft, die Stromproduktion. Die Strategie soll aber weiter überprüft werden. Das werde in den nächsten Monaten passieren, hiess es zuletzt vom Unternehmen.

Fest steht bereits, dass es letztlich auch wieder einen CEO neben dem Verwaltungsratspräsidenten geben soll. Seine Doppelrolle sei von Anfang an vorübergehend gedacht gewesen - für die Zeit der Stabilisierung es Unternehmens, sagte Alder.

ys/yr