BONN (dpa-AFX) - Das Bundeskartellamt hat grünes Licht für den Verkauf des Lokomotivengeschäfts der Vossloh AG nach China gegeben. Das teilten die Wettbewerbshüter am Montag mit. Käufer ist das chinesische Staatsunternehmen CRRC, der weltweit größte Hersteller von Schienenfahrzeugen. Das Bundeskartellamt habe "alle Besonderheiten, die mit der Übernahme eines europäischen Unternehmens durch ein chinesisches Staatsunternehmen einhergehen, sehr gründlich geprüft", sagte Behördenchef Andreas Mundt. "Am Ende haben unsere durchaus vorhandenen Bedenken aber keine Untersagung des Vorhabens begründen können." Auch das Bundeswirtschaftsministerium hat eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für den Deal erteilt, wie ein Sprecher sagte.

Die Vossloh Locomotives GmbH ist der Marktführer beim Bau von Rangierlokomotiven mit Dieselantrieb im Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz. Das Unternehmen beschäftigt etwa 500 Mitarbeiter und hat im vergangenen Jahr Umsätze von mehr als 100 Millionen Euro erzielt. Die CRRC-Gruppe hat laut Kartellamt mehr als 150 000 Mitarbeiter.

CRRC bemühe sich seit Jahren um den Eintritt in die europäischen Märkte für Schienenfahrzeuge, heißt es in der Mitteilung. Bislang habe das Unternehmen in Europa allerdings nur geringe Erfolge erzielen können. Vossloh habe in den vergangenen Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Andere Bahntechnik-Hersteller wie Alstom, Stadler und Toshiba böten jetzt ebenfalls Rangierlokomotiven an. Der Fall Vossloh zeige, "dass chinesische Staatsunternehmen zwar mit großer wirtschaftlicher Kraft in Märkte eintreten, dass das aber nicht generell mit einer Bedrohung für den Wettbewerb gleichgesetzt werden kann", betonte Mundt.

Vossloh hat im ersten Quartal des laufenden Jahres solide Ergebnisse erzielt. Der Umsatz ging zwar nominal um 3,7 Prozent auf 182,9 Millionen Euro zurück, wie das Unternehmen in Werdohl auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Das lag aber an Unternehmensverkäufen. Rechnet man diese heraus, betrug das Wachstum gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreserlös von 177,5 Millionen Euro demnach gut 3 Prozent. Für das gesamte Jahr peilt Vossloh einen Jahresumsatz zwischen 900 Millionen und einer Milliarde Euro an. Das Unternehmen verwies allerdings auf die bestehenden Unsicherheiten infolge der Coronavirus-Pandemie./hff/DP/men