FRANKFURT (dpa-AFX) - Donald Trump macht Ernst: Der wohl größte Außenhandelskritiker unter allen bisherigen US-Präsidenten verhängt Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium. Ausnahmen gibt es zunächst nur für die (noch) Nafta-Partner Kanada und Mexiko. Alle anderen werden mit 25 beziehungsweise 10 Prozent Zoll belegt. Eine Hintertür gibt es noch, denn die Länder dürfen versuchen, die Zollbelastung "wegzuverhandeln". Was sagen Ökonomen zum wachsenden US-Protektionismus?

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

"Jetzt kommt es auf eine besonnene Reaktion der Handelspartner an. Eine Spirale aus Maßnahmen und Gegenmaßnahmen kann weder im Interesse der EU noch eines anderen Landes sein. Die EU hat selbst zahlreiche und umfangreiche Zölle in Kraft - übrigens mehr als die USA. Wenn die EU-Kommission nun mit dem Finger auf die USA zeigt, ist dies nicht angebracht. Wünschenswert wäre, dass die WTO ihrer Aufgabe gerecht wird und gerade im gegenwärtigen Konflikt als Vermittler und auch Richter fungiert."

RALPH SOLVEEN, COMMERZBANK:

"Donald Trump hat Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängt. Damit ist das Risiko eines weltweiten Handelskriegs spürbar gestiegen, zumal er als US-Präsident bei Handelsfragen weitgehende Vollmachten hat. Wahrscheinlicher ist aber angesichts des starken Widerstands in den USA, dass es bei einigen zusätzlichen Zöllen bleiben wird. Damit wäre seine Politik im Endeffekt ein Teil des allgemein zu beobachtenden Trends hin zu einem stärkeren Schutz heimischer Produzenten gegen ausländische Konkurrenz. Ein Konjunktureinbruch droht somit wohl nicht."

HARM BANDHOLZ, US-CHEFVOLKSWIRT UNICREDIT:

"Die Zölle scheinen ein verzweifelter Versuch der US-Regierung zu sein, andere Länder, vor allem Verbündete, unter Druck zu setzen, um ihre Handelsungleichgewichte mit den USA zu beseitigen. Als Resultat befinden wir uns jetzt auf dem Weg des Protektionismus hin zu einem globalen Handelskrieg. Die einzige Gewissheit in diesen unsicheren Zeiten ist, dass die Zölle weder die nationale Sicherheit stärken noch zusätzliche Arbeitsplätze für die Wirtschaft schaffen. Es ist der falsche politische Ansatz."

HOLGER SCHMIEDING, CHEFÖKONOM BERENBERG BANK:

"Mit Blick auf die blanken Zahlen sind die neuen US-Zölle zu klein, um für die wirtschaftlichen Aussichten von Bedeutung zu sein. Die USA können bis zu 7 Milliarden Dollar einnehmen, was 0,04 Prozent der amerikanischen Wirtschaftsleistung entspricht. Die Hauptfrage ist, wie weit sich die sich anschließende Sanktionsspirale drehen wird. Zwar werden andere Länder reagieren, allerdings erwarten wir eine verhaltene Reaktion. Wenn der Kongress Trump daran hindert, den Konflikt weiter zu führen, wird der gesamtwirtschaftliche Schaden gering sein und wahrscheinlich nur einen vorübergehenden Vertrauensverlust auslösen."

GABRIEL FELBERMAYR, LEITER AUSSENWIRTSCHAFT IFO-INSITUT:

"Donald Trump hat Recht, wenn er auf hohe Einfuhrzölle der EU bei Autos (10 Prozent) und anderen Produkten verweist. Im Durchschnitt liegen die Importzölle der USA in der Tat unter jenen der EU. (...) Die Bundesregierung und die EU sollten den USA bei Verzicht auf Schutzzöllen die Verhandlung eines Abkommens in Aussicht stellen. (...) Die EU muss außerdem entschieden mit Vergeltungszöllen reagieren, die durch die WTO erlaubt sind. (...) Damit beginnt ein Handelskonflikt, der nur Verlierer kennt. Dies ist eine extrem bedauerliche und auch gefährliche Entwicklung. Auf Vergeltung zu verzichten, ist aber keine Option. (...) Europa würde sich unglaubwürdig machen, verhielte es sich jetzt passiv. Andere Länder könnten sich ermutigt fühlen, ebenfalls unliebsame Regeln zu brechen."/bgf/jsl/jha/