"Wir erwarten in Deutschland ein erfolgreiches und starkes Weihnachtsgeschäft. Ein Umsatzplus von 20 Prozent ist ein strammes Ziel. Wir machen uns nun daran, es zu erfüllen", sagte Kleber der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Am Aktienmarkt hatte der Ausblick des weltgrößten Onlinehändlers aufs traditionell umsatzstarke Jahresendgeschäft für einen Ausverkauf gesorgt. Anleger waren mit der Maximalerwartung eines weltweiten Erlösanstiegs um 20 Prozent unzufrieden. Vorbörslich gab das Papier des US-Konzerns zehn Prozent an der Wall Street nach.

Deutschland ist für den US-Konzern der zweitwichtigste Markt nach den USA. Im vergangenen Jahr setzte Amazon mit rund 16.000 Mitarbeitern hierzulande fast 17 Milliarden Dollar um. Amazon ist bekannt dafür, einen großen Teil der Einnahmen zu reinvestieren. Im laufenden Jahr eröffnete das Unternehmen aus Seattle ein Logistikzentrum in Frankenthal, ein weiteres entsteht gerade in Mönchengladbach. Inzwischen kommt das Unternehmen in Deutschland auf zwölf Läger. Immer wieder wird darüber spekuliert, dass Amazon auch in Deutschland in den stationären Einzelhandel einsteigt und wie in den USA eigene Läden eröffnet. "Wir schließen das nicht aus, haben hierzu aber keine Ankündigungen gemacht", sagte der 52-Jährige.

Auch zu einem möglichen Einstieg ins Lebensmittelgeschäft hielt sich der langjährige Deutschlandchef, der zuvor für Kaufhof und Escada gearbeitet hat, zurück. Kürzlich stellte Metro-Chef Olaf Koch die Supermarktkette Real ins Schaufenster. Gerüchte, dass Amazon an Real interessiert sein könnte, wollte Kleber nicht kommentieren. In den USA ist Amazon seit der milliardenschweren Übernahme von WholeFoods auch als Lebensmittelhändler aktiv. In Deutschland liefert Amazon frische Waren mit dem Angebot "Fresh" bisher in Berlin, München und Hamburg aus. Man habe keine Eile, zu expandieren, sagte Kleber.

KEINE VERÄNDERUNGEN BEI PARTNERSCHAFTEN

Bei der Zustellung der Bestellungen arbeitet Amazon seit vielen Jahren mit der Post-Tochter DHL zusammen. Post-Chef Frank Appel erwägt wegen der immer höheren Kosten für die rar werdenden Zusteller und ihre Fahrten die Paketpreise zu erhöhen. Kleber wollte dies nicht kommentieren, deutete aber auch keine Veränderungen an: "Wir haben ein hervorragendes Verhältnis zu unseren Partnern und wollen dies auch in Zukunft haben."

Deutlicher wurde Kleber im seit Jahren andauernden Tarifstreit. Verdi fordert von Amazon tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt aber die Logistikbranche als Maßstab, in der niedrigere Löhne gezahlt werden. "Ich weiß nicht, warum sich das Tarifthema so am Leben hält. Wir wissen, dass wir ein guter und sozial verantwortlicher Arbeitgeber sind", sagte Kleber. Jeder Mitarbeiter verdiene nach zwei Jahren mindestens 12,59 Euro in der Stunde.

Für Unruhe bei Online-Modehändlern wie Zalando und Asos sorgte der neue Fokus von Amazon auf die Modebranche. Daran will Kleber festhalten: "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Bekleidungsgeschäfts, und Mode ist ein wichtiger Bestandteil unseres Angebots. Wir investieren stark darin – unter anderem in eigene Modemarken."