Ein Börsengang für den Hersteller mit einer Produktionskapazität von aktuell bis zu 20.000 Fahrzeugen sei denkbar, sagte der zuständige Post-Vorstand Jürgen Gerdes am Mittwoch bei der Eröffnung eines neuen StreetScooter-Werks im nordrhein-westfälischen Düren. In den nächsten zwei bis drei Jahren könnte der Fahrzeugproduzent den Sprung aufs Parkett wagen. Aber auch andere Varianten seien denkbar - wie der Einstieg von Finanzinvestoren oder eine Partnerschaft mit einem großen Autobauer. Die Post wolle aber auch in Zukunft bei StreetScooter mitreden: "Wir werden nichts tun, was unsere Flotte in Unsicherheit bringen würde." Denn nach wie vor ist der Bonner Konzern der größte Abnehmer der Fahrzeuge.

Das Elektro-Nutzfahrzeug war 2012 vorgestellt worden - seitdem kann die Post auf eine rasante Wachstumsgeschichte zurückblicken. Im Dezember 2014 sicherten sich die Rheinländer alle Anteile an der StreetScooter GmbH, die Modell-Palette wurde erweitert. Über 6000 der Fahrzeuge kurven jetzt für die Post durch die Republik, zudem verkauft der Konzern die Fahrzeuge auch an Drittkunden. Ein Netz von Werkstätten gibt es hierzulande ebenfalls schon. Über 30 Millionen Kilometer hätten allein die Post-Fahrzeuge bereits zurückgelegt, sagte Gerdes. Zuletzt hatte die britische Firma Milk & More 200 der Elektrofahrzeuge bestellt - Milchmänner auf der Insel sollen mit ihnen ausliefern. Rund 1100 Menschen sind laut StreetScooter-Chef Achim Kampker nun bereits mit dem StreetScooter beschäftigt. Die Post will indes nicht auf Dauer zum Auto-Hersteller werden, wie Gerdes bekräftigte.

Die Post hat angesichts der regen Nachfrage mit der zweiten StreetScotter-Fabrik in Düren nun die Produktionskapazität in die Höhe geschraubt. Nach der Eröffnung des neuen Werkes will das Unternehmen bis zu 20.000 der Fahrzeuge im Jahr vom Band rollen lassen. Bis zu 10.000 der Elektro-Transporter sollen in der zweiten StreetScooter-Fabrik neben Aachen pro Jahr gefertigt werden. Die Produktion könne aber weiter in die Höhe geschraubt werden - wenn mehr Schichten eingesetzt werden, sagte StreetScooter-Chef Kampker. Bis zu drei Schichten seien möglich.

Post-Chef Frank Appel konnte bei der Tochter auf einen Vorteil setzen: Der Logistik-Riese hat einen großen Fuhrpark und kann die Fahrzeuge selbst testen und übernehmen. Zudem können die Elektro-Transporter den Bonnern angesichts der Debatte um Fahrverbote handfeste Wettbewerbsvorteile bei der Zustellung in den Innenstädten verschaffen. Konkurrenten wie UPS oder FedEx werden unter Zugzwang gesetzt. Doch auch Wettbewerber der Bonner setzen auf Elektro-Fahrzeuge. Zudem will auch Amazon in einer Partnerschaft mit Daimler im Ruhrgebiet mit batterieelektrisch angetriebenen Transportern des Typs eVito die Lieferung von Paketen auf der letzten Meile zum Kunden in Angriff nehmen. Partnerunternehmen sollen Amazon zufolge die Zustellung mit den Fahrtzeugen übernehmen.

Mittelfristig will die Post ihre gesamte Brief- und Paketzustellflotte von knapp 50.000 Fahrzeugen durch Elektro-Wagen ersetzen, die mit Strom aus regenerativen Energien betrieben werden sollen. Appel hatte zugesagt, den Ausstoß des Klimagases CO2 bis 2050 auf Null zu reduzieren.