Zürich (awp) - Das Asset Management gilt als ein Bereich des Schweizer Finanzplatzes, dem hohes Wachstumspotenzial nachgesagt wird. Doch um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, muss sich die hiesige Branche gemäss einer Studie noch stärker spezialisieren.

"Die globalen Märkte bieten ein grosses Potenzial für Schweizer Asset Manager, da für Vermögenswerte im Ausland ein starkes Wachstum prognostiziert wird", sagte Jürg Fausch vom Institute of Financial Services Zug (IFZ). Er stellte am Montag in Zürich die vom IFZ zusammen mit der Asset Management Plattform (AMP) erstellte Asset Management Study 2019 den Medien vor.

Um einen Wettbewerbsvorteil in der Branche zu erlangen, sei es aber wichtig, den Fokus entweder auf Kostenführerschaft (passive Anlagen) oder die Produktspezialisierung zu legen, führte Fausch weiter aus.

Für das Asset Manager mit Sitz in der Schweiz ortet er dabei die grössten Chancen in der Produktspezialisierung wie beispielsweise auf Privatmarktanlagen und auf nachhaltigen Anlagen. Die geringsten Chancen sieht die Studie im Bereich der passiven Anlagen, der von anglosächsischen Anbietern dominiert wird. Mit diesen zu konkurrieren, dürfe für Schweizer Anbieter schwierig sein, so Fausch.

Mehrheitlich aktive Asset Manager

Dieser Erkenntnis scheinen aber bereits grosse Teile der hiesigen Asset Manager nachzuleben, denn gemäss der Studie werden bereits rund 70 Prozent der in der Schweiz verwalteten Vermögen aktiv verwaltet. Bei den diskretionären Verwaltungsmandaten sind es zwei Drittel und bei den kollektiven Kapitalanlagen sogar rund 80 Prozent.

Als einen potenziell wichtigen Vertriebskanal für Schweizer Asset Manager betrachten die Studienautoren die sogenannten Robo-Advisors. Diese würden bisher aber noch keine grosse Rolle spielen. Als einen der Gründe dafür werden in der Studie die hohen Kosten genannt. Mit einer durchschnittlichen Gesamtgebühr (Pauschale plus Produktkosten) von 0,95 Prozent seien die Schweizer Robo-Advisors deutlich teurer als vergleichbare US-Konkurrenten.

Abschaffung Stempelsteuer gefordert

Um die Wachstumschancen des Asset Managements auch vollständig nutzen zu können, brauchen die Schweizer Anbieter aber auch die Unterstützung durch die Politik. Diesbezüglich gebe es gemäss einer Umfrage unter den Unternehmen noch Verbesserungspotenzial, sagte Fausch. Insbesondere durch die Abschaffung der Stempelsteuer und durch eine Senkung der Verrechnungssteuer erhoffe sich die Branche eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Diese beiden Forderungen stehen bei der Branche schon seit Jahren - wenn nicht gar seit einem Jahrzehnt - zuoberst auf der Liste der Sorgen.

Ende des vergangenen Jahres belief sich das von Banken, Fondsleitungen, Effektenhändlern und von der Finma beaufsichtigten Asset Managern in der Schweiz verwaltete Gesamtvermögen bei 2161 Milliarden Franken, was 2,1 Prozent weniger war als Ende 2017 war. Verantwortlich für den Rückgang war gemäss Fausch die starke Korrektur der Märkte zum Jahresende. Das Gesamtvermögen entspricht gemäss den Studienangaben etwa dem Dreifachen des Schweizer BIP und rund dem Doppelten des Vermögens von Schweizer Pensionskassen.

sig/uh