München (awp/sda/dpa/reu) - Im Ringen um den deutschen Lichttechnikkonzern Osram verschärft die IG Metall ihren Widerstand gegen den an der Schweizer Börse kotierten Bieter AMS. Die Gewerkschaft machte deutlich, dass sie Druck auf die Aktionäre des österreichischen Chipkonzerns ausüben will, um diesen von seinen Plänen abzubringen.

"Ohne belastbare, rechtssichere Beschäftigungs- und Standortzusagen sowie ein schlüssiges Zukunftskonzept" werde sich die Gewerkschaft weiter gegen eine Übernahme durch AMS stellen, erklärte eine Sprecherin am Mittwoch in Frankfurt. Die von AMS in Aussicht gestellten jährlichen Synergien von 300 Millionen Euro bei einer möglichen Übernahme bedeuteten nichts anderes als einen "massiven Arbeitsplatzabbau" bei Osram, so die Gewerkschaft. "Das gefährdet das gesamte Unternehmen."

Weiter hiess es: "Die IG Metall wird eine Zerschlagung von Osram nicht hinnehmen." Diese dann zu erwartende Auseinandersetzung könne nicht im Interesse der hinter AMS stehenden Investoren sein. Die IG Metall habe sich bereits an den AMS-Grossaktionär Temasek gewandt und ihre Kritik vorgebracht. AMS hatte angekündigt, im Falle einer Übernahme Teile von Osram zu verkaufen.

Nicht genug Erfahrung

Der österreichische Sensorenhersteller AMS bietet über die 100-prozentige Tochter Opal BidCo 38,50 Euro in bar für alle ausstehenden Osram-Aktien. Am Vortag hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass die deutsche Finanzaufsicht Bafin die Angebotsunterlagen genehmigt habe. Die Annahmefrist läuft bis zum 1. Oktober 2019. Der Kauf kommt nur zustande, wenn mindestens 70 Prozent der Osram-Aktionäre zustimmen.

Parallel läuft ein Angebot der Finanzinvestoren Bain und Carlyle, die mit 35 Euro je Aktie weniger als AMS bieten. Spekulationen zufolge könnten sie ihr Angebot nun aufstocken.

Die IG Metall bezweifelt, dass AMS genug Erfahrung hat, um die Komplexität des angeschlagenen Leuchtenherstellers vollständig zu durchdringen. Zudem müsse sich der Wiener Sensorhersteller für die Übernahme hoch verschulden. Zusagen von AMS zur Standortsicherung bei Osram gehen der Gewerkschaft nicht weit genug - auch wenn die Österreicher die LED-Produktion von Asien nach Deutschland verlagern und das Werk Regensburg ausbauen wollen. AMS interessiert sich vor allem für das Autozuliefer- und das Photonik-Geschäft von Osram. Der Osram-Betriebsrat aber fürchtet eine Aufspaltung des Lichtkonzerns.

Osram-Vorstand und -Aufsichtsrat hatten eine Übernahme von Bain Capital und Carlyle favorisiert. Diese bekennen sich zur Konzernstrategie und haben den Osram-Beschäftigten den Erhalt von Standorten und Jobs zugesagt. Indes gelten Finanzinvestoren auch als harte Sanierer: Sie verkaufen übernommene Unternehmen für gewöhnlich nach fünf bis sieben Jahren und wollen dabei einen Gewinn erzielen.

ys/jb