MÜNCHEN/PREMSTÄTTEN (awp international) - Auf den letzten Metern ist der zweite Anlauf für die Übernahme von Osram durch den an der Schweizer Börse SIX kotierten Sensorspezialisten AMS zur Zitterpartie geworden. Bis zum Mittwochabend, 30 Stunden vor Ablauf der Angebotsfrist, waren AMS 15,3 Millionen Aktien angeboten worden, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das sind fast doppelt so viele wie zum entsprechenden Zeitpunkt des im Herbst gescheiterten ersten Übernahmeversuchs - wohl auch weil Osram jetzt klar hinter dem Angebot steht. Doch diesmal könnten Hedgefonds den Plan kippen.

Zusammen mit den Aktien, die AMS bereits besitzt, kam das Unternehmen 30 Stunden vor Ablauf der Frist auf 36,9 Prozent an Osram. Bis Mitternacht am Donnerstag wollen die Österreicher 55 Prozent einsammeln. Das ist durchaus möglich, denn institutionelle Investoren entscheiden sich typischerweise erst kurz vor Fristende. Auch im Herbst schnellte die Zahl der angebotenen Aktien in den letzten 30 Stunden um rund 20 Millionen nach oben.

Liefe es diesmal wieder so, würde die Annahmeschwelle erreicht. Doch die Situation hat sich verändert, denn inzwischen haben Hedgefonds einen grossen Anteil der ausstehenden Aktien aufgekauft. Aus Finanzkreisen war zuletzt von einem Anteil von 40 oder gar fast 50 Prozent zu hören. Die Hedgefonds spekulieren demnach darauf, ihre Anteile nach einer erfolgreichen Übernahme für mehr als die jetzt gebotenen 41 Euro je Anteil an AMS zu verkaufen. Dies wäre möglich, wenn die Österreicher ihren Anteil weiter aufstocken, um mehr Kontrolle über Osram zu erhalten.

Doch weil so viele Hedgefonds diesen Plan verfolgen, ergibt sich eine verzwickte Situation: Halten sie an ihren Aktien fest, könnte das Angebot scheitern und der Wert der Papiere kräftig sinken. Geben sie ihre Papiere ab, verdienen sie kaum daran.

Um sowohl Kleinanleger wie Hedgefonds zu überzeugen, haben sich AMS und Osram zuletzt kräftig ins Zeug gelegt. So machte sich AMS-Chef Alexander Everke Kreisen zufolge zu Gesprächen mit rund 50 Hedgefonds in New York und London auf. Osram-Chef Olaf Berlien liess sich live zuschalten. Hinzu kamen ein Brief an die Anteilseigner und zahlreiche Werbeanzeigen für die Übernahme, denn auch Kleinaktionäre halten bei Osram einen relevanten Anteil.

Ausgemacht ist ein Erfolg des Werbens keineswegs: "Es wird spannend", ist aus Finanzkreisen zu hören. Auch an der Börse gibt es offenbar Skepsis. Nachdem der Kurs der Osram-Aktie den Grossteil des Novembers über 40 Euro und damit sehr nahe am Angebotspreis lag, hat das Papier zuletzt etwas nachgegeben. Am Donnerstag-Vormittag lag es bei Werten um 38,20 Euro.

Ob AMS erfolgreich ist, wird sich wohl erst kommende Woche zeigen. Bis alle Meldungen über angebotene Aktien eingehen, dauert es einige Zeit. In Finanzkreisen gilt Montagabend als wahrscheinlicher Zeitpunkt für ein Ergebnis./ruc/DP/men