Der Gewinn vor Steuern von ING Deutschland stieg 2018 um vier Prozent auf 1,32 Milliarden Euro, wie die Direktbank am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Die Tochter der niederländischen ING hatte ihr Deutschland-Geschäft vor kurzem umgebaut, der vertraute Name ING-Diba wurde aufgegeben. In der neuen ING Deutschland ist nun unter anderem auch der Hypotheken-Vermittler Interhyp enthalten.

"Wir haben unsere Position als drittgrößte Bank nach Kundenzahl gefestigt", sagte Deutschlandchef Nick Jue und bleibt optimistisch. "Wir sehen noch viel Potenzial im deutschen Markt." Inzwischen hat ING Deutschland 9,3 Millionen Bankkunden - 250.000 mehr als vor einem Jahr. Nur die Deutsche Bank und die Commerzbank sind hierzulande größer. Vor einer Fusion der beiden Konkurrenten, über die immer wieder spekuliert wird, sei ihm nicht bange. "Wenn das wirklich passiert, sind wir vielleicht die zweitgrößte Bank in Deutschland", sagte Jue. "Normalerweise profitieren wir von Unruhe der Kunden."

Bis sich ein neuer Kunde für die ING bezahlt macht, dauert es der Bank zufolge rund drei Jahre. Solange will sie Jue unter anderem mit einem weiterhin kostenlosen Girokonto und der Einführung von Apple Pay im Laufe des Jahres bei der Stange halten. Einen genauen Termin nannte er nicht. "Es wird sicherlich nicht erst zum Ende des Jahres sein."

Die mit Tagesgeld-Angeboten groß gewordene ING hat sich angesichts der rekordniedrigen Zinsen seit Jahren auf die Fahnen geschrieben, ihr Geschäft zu verbreitern und den den Einlageüberhang abzubauen. Ihren Bestandskunden zahlt sie beim Tagesgeldkonto aktuell nur einen Mini-Zins von 0,01 Prozent. Gleichzeitig baut sie das Firmenkundengeschäft kräftig aus. Bis 2022 will sie hier zu den Top-5 aufsteigen.

Dank Zuwächsen im Unternehmenskreditgeschäft, in der Baufinanzierung und bei Verbraucherkrediten wuchs die Kreditvergabe zwar deutlich mehr als die Einlagen. Dennoch habe ING fünf bis sechs Milliarden Euro an Überschussliquidität gehabt, die sie zu einem Strafzins von 0,4 Prozent bei der EZB anlegte, wie Finanzchef Remco Nieland sagte.

Mit ihrem Geschäftsmodell ohne Filialen kommt die ING in Deutschland auf eine fast konkurrenzlose Kosten-Ertrags-Quote von 47 (Vorjahr: 48) Prozent. Jue ist damit aber nicht zufrieden und will die Kosten weiter drücken.