DRESDEN (dpa-AFX) - In Christoph Schuberts Werkstatt liegt eingewickelt in rosa Folie und notdürftig in einer Plastikkiste verstaut die Sonne - als Gerät. Es spendet Licht im gesamten Farbspektrum, ist Motor der Photosynthese - und das Werk intensiver Ingenieursarbeit. Einzigartig sei das Gerät, weil es das Sonnenlicht wie kein anderes abbilde, sagt Schubert in den mit Technik vollgestopften Räumen in einem Dresdner Industriegebiet. Von hier aus will er mit den LED-Leuchten für die Pflanzenzucht den US-Markt erobern.

Schubert ist Co-Gründer des Start-ups Compled Solutions und möchte sich für den nächsten Schritt seines Unternehmens Hilfe holen. Wie fünf andere Jungunternehmen aus Sachsen setzt er dabei auf ein Treffen von Gründern und Geldgebern am Mittwoch in Dresden: Bei den so genannten Hightech Venture Days sollen Großkonzerne und Investoren auf kleine Start-ups treffen. Die Gründer wollen von den Firmen Geld und Wissen für ihre Expansion einsammeln - die Investoren erhoffen sich mit ihrer Geldanlage wiederum eine Beteiligung an den Jungunternehmen und damit an ihren Gewinnen, wenn sie mit ihrer Geschäftsidee erfolgreich sind.

"Es sieht ein bisschen aus wie bei Steve Jobs hier", sagt Schubert und lacht, während er durch die Werkstatt führt. Jobs hatte Ende der 70er Jahre in Kalifornien einen Prototyp des Apple-Computers in seiner Garage gebaut. Das Bild des Technik-Nerds, der in einer unscheinbaren Werkstatt einen Weltkonzern schafft, gilt seitdem als idealtypisches Klischee in der Start-up-Szene.

In den Räumen unweit der TU Dresden surren Lüfter in den Zimmern, überall liegen Kisten mit elektronischen Bauteilen, Kabel hängen von den Wänden. Im Flur bestrahlt eine achtarmige Leuchte eine weiße Fläche in einer Hülle aus Plastikplanen. "Für dieses Gerät haben wir uns gestern Nacht auf einen Namen geeinigt, Infinity Cropter", sagt Schubert.

Der Strahler mit acht Armen, der tatsächlich aussieht wie ein Helikopter, ist einer der Produkte, mit denen die Gründer von Compled Solutions in Serie gehen und in den US-amerikanischen Markt eintreten wollen. "Das ist die leistungsstärkste und flexibelste Leuchte, die es zur Zeit auf der Welt gibt", sagt Schubert.

Er drückt einige Knöpfe auf dem Bedienelement und die Hülle aus Plastikplanen, in der die Leuchte hängt, erstrahlt in hellem Rosa. Bei der Hülle handelt es sich um eine sogenannte Grow Box. Darin können Pflanzen bei abgestimmter Luftfeuchtigkeit, Temperatur und eben regulierten Lichtbedingungen, gezüchtet werden. Mit einer optimierten Sonne sozusagen.

Die Geräte will das Unternehmen mit zehn Mitarbeitern am Mittwoch und Donnerstag bei der Start-up-Konferenz den großen Firmen präsentierten. Angekündigt haben sich nach Angaben der Veranstalter etwa 150 internationale Investoren, darunter die Risikokapital-Gesellschaften von Bosch, Evonik und Engie. Die Veranstaltung findet einmal im Jahr statt. Seit dem Beginn im Jahr 2013 sind dadurch nach Angaben von Organisator Thomas Schulz insgesamt mindestens 400 Millionen Euro von den Investoren in die jungen Unternehmen geflossen.

Das Team von Compled Solutions braucht für ihren nächsten Schritt, den Eintritt in den US-Markt, nach eigenen Angaben rund eine Million Euro. Damit wollen sie ihr Marketing dort finanzieren, das Geld aber eventuell auch für die Einrichtung eines Warenlagers auf der anderen Seite des Atlantiks nutzen.

Was ein möglicher Investor dafür im Gegenzug bekomme, müsse ausgehandelt werden, sagt Co-Gründer Schubert. Der 39-Jährige betont: "Wir sind offen für neue Konstellationen, aber nicht verzweifelt." Mit der Produktpalette stehe das Unternehmen solide da. Und: Bei der Pflanzenzucht handele es sich mittlerweile um einen Milliardenmarkt - auch wegen des legalisierten Anbaus von Cannabis in vielen US-Bundesstaaten.

Sachsen stehe wirtschaftlich für Innovationskraft, sagt Marina Heimann, die Leiterin des Landesnetzwerks für Gründer, Unternehmer und Wissenschaftler. Die Plattform Futuresax, eine Initiative des sächsischen Wirtschaftsministeriums, versucht das ganze Jahr über, Jungunternehmer mit etablierten Firmen zu vernetzen. Heimann lobt die Venture Days als "eine tolle Sache, um auch außerhalb Sachsens auf das Land und seine Innovationen aufmerksam zu machen".

Der Veranstalter der Konferenz, Thomas Schulz, sagt über die Qualität der sächsischen Start-ups: "Kaum jemand weiß, wie viel Know-how und Forschung in den jungen Technologieunternehmen hier steckt". Mit der Konferenz möchte er ein Schlaglicht auf das Land werfen und Kapitalgeber anlocken, damit die jungen Unternehmen sich fest in der Region ansiedeln.

Compled Solutions ist schon in der Region verankert. "Definitiv bleiben wir in Dresden, wir kommen ja hierher", sagt Schubert. 2008 hatten die Gründer hier ihren ersten Prototypen gebaut. Der Plan sei, vor Ort ein solides mittelständisches Unternehmen aufzubauen. Aber ein Umzug in der Gegend sei irgendwann notwendig. Die Steve-Jobs-Start-up-Werkstatt platzt inzwischen aus allen Nähten./fcg/DP/fba