Derartige Darstellungen seien unwahr, hieß es am Donnerstag in der Zeitung "Securities Daily" unter Berufung auf "relevante Abteilungen". Dagegen erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen des US-Konzerns und chinesischer Behörden weitere Einzelheiten über die Arbeit an einer Suchmaschine, die den Zensurvorgaben der kommunistischen Regierung erfüllen soll. Das Projekt sorgt offenbar innerhalb des Konzerns für Unruhe. Die Diskussion findet vor dem Hintergrund des Handelsstreits zwischen den USA und China statt.

Google hatte sich 2010 unter anderem wegen der Zensurvorschriften weitgehend aus China zurückgezogen. Die Behörden dort haben zahlreiche Dienste der Amerikaner blockiert, darunter die zentrale Suchmaschine und die Videotochter YouTube. Am Mittwoch berichtete die Nachrichtenwebsite "The Intercept" von einem Projekt mit dem Namen "Dragonfly" (dt. Libelle), das seit Frühling 2017 in Arbeit sei. Es filtere Suchbegriffe mit einem Bezug zu Menschenrechten, Demokratie, Religion und friedlichen Protesten heraus und sei den chinesischen Behörden bereits vorgeführt worden. Mit deren Zustimmung könnte der Dienst in den kommenden sechs bis neun Monaten starten.

Dagegen hieß es in chinesischen Behördenkreisen dazu, es sei "sehr unwahrscheinlich", dass die Suchmaschine noch in diesem Jahr in Betrieb gehen werde. Google stehe in Kontakt mit der chinesischen Cyberspace-Behörde (CAC), sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Eine Genehmigung für das Projekt liege nicht vor. Ein Google-Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte Reuters, an dem Projekt werde weiter aktiv gearbeitet. Er habe entsprechende Präsentationen gesehen, viele hochrangige Manager hätten davon Kenntnis. Er selbst habe sich versetzen lassen, um sich nicht beteiligen zu müssen.

MEDIEN: GOOGLE-MITARBEITER KÜNDIGEN

In US-Medien war ebenfalls von Unruhe in der Belegschaft die Rede. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf vier Mitarbeiter und internen Postings von mehreren Angestellten, die sich ebenfalls hätten versetzen lassen oder gar gekündigt hätten. Google hatte nach einem internen Aufschrei im Juni bereits eine Zusammenarbeit mit dem US-Militär bei der Künstlichen Intelligenz auslaufen lassen.

Der "New York Times" zufolge begannen die Gespräche zwischen Google und der chinesischen Regierung noch vor dem jüngsten Handelsstreit der weltgrößten Wirtschaftsmächte. Sie liefen gegenwärtig nicht gut, hieß es unter Berufung auf einen der Insider. China hat zuletzt Geschäfte mit US-Technologiefirmen wie Facebook, Apple oder Qualcomm verstärkt unter die Lupe genommen. Umgekehrt haben sich US-Abgeordnete besorgt über die den Transfer von Geschäftsgeheimnissen an China gezeigt.

Der chinesische Markt für die Internet-Suche wird von Baidu beherrscht. Dessen Aktie hatte nach dem "Intercept"-Bericht am Mittwoch um 7,7 Prozent nachgegeben. Während Google Interesse an einem Wiedereinstieg in den Milliarden-Markt der Volksrepublik hat, könnte sich die Regierung in Peking für das Expertenwissen des US-Konzerns interessieren: Google beschäftigt einer Studie der Eurasia Group zufolge etwa die Hälfte der wichtigsten Forscher im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Chinas Regierung treibt auf diesem Gebiet die technische Entwicklung massiv voran.