FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Alphabet, Amazon, Apple und Facebook haben am Donnerstag im nachbörslichen US-Geschäft mit einem Kursfeuerwerk auf die Bekanntgabe unerwartet guter Quartalszahlen der vier Technologiekonzerne reagiert. Damit lagen die Papiere nahe ihrer jeweiligen Rekordhochs (Amazon und Alphabet) oder gar darüber (Apple und Facebook).

Ein Händler sprach in einer ersten Reaktion von durch die Bank sehr starken Geschäftszahlen. Selbst die sogenannten "Flüsterschätzungen", die gemeinhin höher liegen als die offiziellen Analystenprognosen, seien übertroffen worden.

Die Geschäfte von Apple zeigten sich im abgelaufenen Quartal immun gegen die Corona-Krise. Der Umsatz stieg um 11 Prozent auf 59,7 Milliarden Dollar - es war ein Bestwert für das Juni-Quartal. Alle Produktbereiche legten zu, allen voran das iPhone-Geschäft. Apple steigerte den Umsatz mit seinem wichtigsten Produkt um 1,7 Prozent auf 26,4 Milliarden Dollar. Analysten hatten zum Teil mit einem iPhone-Umsatz von nur 21 Milliarden Dollar gerechnet. Der Konzerngewinn kletterte um 12 Prozent nach oben. Apple kündigte zugleich einen Aktiensplit im Verhältnis 4 zu 1 an, um das Papier für Anleger erschwinglicher zu machen.

Die Apple-Aktie stieg im nachbörslichen Nasdaq-Handel am Donnerstag erstmals über die Marke von 400 US-Dollar und gewann zeitweise fast 6,5 Prozent an Wert. Im deutschen Xetra-Handel am Freitag rückte das Papier um 6,9 Prozent vor. Damit deutet sich für das reguläre US-Geschäft am Freitag ein weiterer Höchststand an. Seit dem Tief im Corona-Crash im März ist der Kurs bereits um rund 80 Prozent gestiegen. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Marktkapitalisierung des iPhone-Herstellers um rund 90 Prozent ausgeweitet.

"Ehre, wem Ehre gebührt für eine exzellente Performance", kommentierte Analyst Rod Hall von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Weder er noch seine Analystenkollegen hätten eine solch starke Nachfrage nach Apple-Produkten in der Corona-Krise vermutet.

Der Technologiekonzern habe mit seinen Kennziffern selbst die optimistischsten Analystenerwartungen noch übertroffen, lobte Analyst Samik Chatterjee von der US-Bank JPMorgan. Eine sehr hohe Nachfrage nach den Modellen iPhone 11 und iPhone SE habe die teils wochenlangen Verkaufsbeschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie komplett kompensiert. Der Experte erhöhte seine Gewinnprognosen (EPS) für die Jahre 2020 und 2021.

Der Gewinn je Aktie habe die durchschnittliche Markterwartung um rund 25 Prozent übertroffen und der Umsatz um 14 Prozent, bemerkte Analyst Jeriel Ong von der Deutschen Bank. Die starken Kennziffern stützten seine Einschätzung, dass die Apple-Aktie das beste Investment im IT-Hardware-Sektor sei.

Der Online-Händler Amazon profitierte inmitten der Corona-Pandemie stark vom Shopping-Boom im Internet. Im zweiten Quartal schoss der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreswert um 40 Prozent in die Höhe. Der Gewinn verdoppelte sich auf 5,2 Milliarden Dollar. Zudem floriert weiter das Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Netz. Für das laufende dritte Quartal stellte das Unternehmen einen Umsatzsprung zwischen 24 und 33 Prozent in Aussicht.

Am Markt kamen die Nachrichten sehr gut an: Anleger ließen die Aktie nachbörslich um bis zu 7 Prozent auf 3262 Dollar steigen. Damit ist das Papier nicht mehr weit entfernt von seinem Rekordhoch bei 3344 Dollar von Mitte Juli. Im Xetra-Handel am Freitag stiegen Amazon zuletzt um 5,3 Prozent. Mit einem Kursplus von rund 65 Prozent seit Jahresbeginn ist der Bezos-Konzern am Finanzmarkt ohnehin einer der größten Gewinner. Allein seit Mitte März, als die Aktie im Zuge des Corona-Crash bis auf 1626 Dollar gefallen war, hat sie sich praktisch verdoppelt.

Amazon habe nun schon das dritte Quartal in Folge das obere Ende seiner Zielspanne für den Umsatz übertroffen, lobte Goldman-Analyst Heath Terry. Sowohl die Erlöse als auch das operative Ergebnis seien besser als vom Markt prognostiziert ausgefallen. Der Experte schraubte seine Gewinnschätzung (EPS) für das Gesamtjahr 2020 um satte 70 Prozent hoch.

Höhere Kosten und sinkende Werbeeinnahmen während der Corona-Pandemie belasteten den Google-Mutterkonzern Alphabet im zweiten Quartal. Der Gewinn brach im Jahresvergleich von 9,95 Milliarden auf 6,96 Milliarden Dollar ein. Alphabets Geldmaschine - das Anzeigengeschäft von Google - erhielt in der Krise einen seltenen Dämpfer. Zum ersten Mal in der 22-jährigen Geschichte des Unternehmens gingen die Erlöse zurück.

Dennoch übertraf Alphabet damit die Markterwartungen. Die Aktie verbuchte nachbörslich ein Plus von bis zu 3,2 Prozent auf 1586,86 Dollar und blieb damit nur knapp unter ihrem Höchststand bei 1587,05 Dollar vor rund zehn Tagen. Im Xetra-Handel am Freitag legte der Anteilsschein um 1,2 Prozent zu.

Beim weltgrößten Online-Netzwerk Facebook belastete neben der Corona-Krise auch der Boykott großer Werbekunden die jüngste Geschäftsentwicklung. Vor allem viele kleine und mittlere Unternehmen wie Cafés, Restaurants oder Handwerker, die in der Krise ihre Werbeausgaben wegen geschlossener Geschäfte zeitweise zurückschraubten, beschränkten das Wachstum von Facebook. Zugleich stiegen die Nutzerzahlen weiter rasant: Im vergangenen Quartal kamen erneut 100 Millionen monatlich aktive Nutzer hinzu - inzwischen sind es insgesamt 2,6 Milliarden. Der Gewinn fiel mit fast 5,2 Milliarden Dollar in etwa doppelt so hoch aus wie im Vorjahresquartal.

Im nachbörslichen US-Handel am Donnerstag schnellten die Facebook-Titel um bis zu 8,3 Prozent nach oben. Mit 254 Dollar übertrafen sie das bisherige Rekordhoch im regulären Aktienhandel von 250,15 Dollar. Im Xetra-Handel am Freitag verteuerten sich die Aktien zuletzt um 6,3 Prozent.

JPMorgan-Analyst Doug Anmuth sprach von einem langsamen Start des Netzwerks ins zweite Quartal. Im weiteren Verlauf hätten sich die Werbeerlöse aber merklich erholt. Er hob seine Gewinnprognose (EPS) für das Gesamtjahr 2020 an und hält die Facebook-Aktie für eine "Top Idea"./edh/bek/fba