"Die Gründung des Stahl-Joint-Ventures und die Ausgliederung des Stahlgeschäfts aus der Thyssenkrupp AG ist ein Schritt, um die hohe Komplexität der Konglomeratsstruktur zu reduzieren", teilte Cevian-Gründer Lars Förberg auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag mit. "Jetzt muss für jede der Sparten konsequent geprüft werden, welche Struktur und welche Eigentumsverhältnisse am besten geeignet sind." Die Geschäftsbereiche der Gruppe könnten nur dann überleben und erfolgreich sein, wenn sie schlank und effizient aufgestellt seien.

Nach mehr als zweijährigen Verhandlungen hatten Thyssenkrupp und Tata Steel am Samstag die Zusammenlegung ihrer unter Überkapazitäten leidenden Stahlgeschäfte beschlossen. Der neue Konzern mit dem Namen Thyssenkrupp Tata Steel hat 48.000 Mitarbeiter und macht einen Pro-Forma-Umsatz von rund 17 Milliarden Euro. Thyssen und Tata würden damit zum europäischen Marktführer ArcelorMittal aufschließen. Cevian, nach der Krupp-Stiftung zweitgrößter Aktionär bei Thyssenkrupp, drängt nun zur Eile bei der Umsetzung. "Das Joint Venture muss nun zügig und mit der nötigen Konsequenz realisiert werden, damit dessen volles Potential ausgeschöpft werden kann", betonte Förberg.

Zu einem Vorabbericht des "Handelsblatt", wonach auf der entscheidenden Sitzung des Aufsichtsrats am vergangenen Freitag Cevian-Vertreter Jens Tischendorf und ein weiterer Aufseher nicht für die Verschmelzung mit dem Wettbewerber gestimmt hätten, wollte sich Cevian nicht äußern. Angelegenheiten des Aufsichtsrats kommentiere man grundsätzlich nicht.

ALLE BEREICHE UNTER DER LUPE

Der schwedische Finanzinvestor Cevian wie auch der US-Hedgefonds Elliott fordern seit langem, dass Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger alle Bereiche des Unternehmens auf den Prüfstand stellt und den Konzern auf Rendite trimmt. "Thyssenkrupp ist mit der Strategie des Konglomerats und seiner Matrixorganisation gescheitert", betonte Förberg. Hiesinger hatte am Samstag angekündigt, in der Woche ab dem 9. Juli dem Aufsichtsrat seine neue Strategie vorstellen zu wollen. Branchenexperten gehen davon aus, dass Thyssenkrupp nach der Stahlsparte auch die Werkstofftochter Materials Services zur Disposition stellt.

Zudem hatte Reuters jüngst von Insidern erfahren, dass der Konzern eine komplette oder teilweise Trennung von seiner Werftentochter Marine Systems auslote. Auch im schwächelnden Anlagenbau muss Hiesinger weiter aufräumen. Investoren haben ihn dazu aufgefordert, insgesamt die Strategie zu schärfen und für alle Sparten ehrgeizige Ziele mit klaren Zeitrahmen zu setzen.