"Da keine Abhilfemaßnahmen angeboten wurden, die geeignet gewesen wären, unsere schwerwiegenden Wettbewerbsbedenken zu zerstreuen, hätte der Zusammenschluss zwischen Tata Steel und

Thyssenkrupp zu einem Anstieg der Preise geführt", erklärte EU-Wettbewerbskonmmissarin Margrethe Vestager am Dienstag. "Daher haben wir den Zusammenschluss untersagt, um ernsthaften Schaden von europäischen Industriekunden und Verbrauchern abzuwenden." Thyssenkrupp und Tata Steel wollten den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden.

"Die Untersagung des Joint Ventures war uns bereits am 10. Mai angekündigt worden. Heute hat uns die EU-Kommission die Entscheidung übermittelt", erklärte Thyssenkrupp. Drei Jahre lang hatten der Konzern und Tata über ein Bündnis verhandelt und auch bereits die Führungsposten für das Joint Venture mit 48.000 Mitarbeitern verteilt, das in der Region Amsterdam angesiedelt werden sollte. Im Mai zogen sie die Reißleine. Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff blies nicht nur das Stahl-Joint-Venture ab, sondern auch die geplante Aufspaltung seines Konzerns. Stattdessen will er Teile der lukrativen Aufzugssparte an die Börse bringen und Thyssenkrupp Steel Europe weiter restrukturieren.

EU-KOMMISSION: ZUGESTÄNDNISSE REICHTEN NICHT AUS

Der Schlagabtausch zwischen der EU-Kommission und den beiden Stahlkonzernen ist auch ein Kampf um die Meinungs- und Deutungshoheit. Vestager berief sich auf eine Gefahr für die Stahlkunden, in einem geringeren Wettbewerb höhere Preise für Autobleche und Verpackungsstahl zahlen zu müssen. Die Dänin hat sich vor allem mit schlagzeilenträchtigen Verfahren gegen US-Internet-Riesen in Brüssel und den EU-Hauptstädten Respekt erworben. Die Amtszeit der 51-Jährigen - wie die der gesamten Kommission – endet im Oktober. Sie bewirbt sich als Spitzenkandidatin der europäischen Liberalen für die Nachfolge von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff und auch die IG Metall hatten die sich abzeichnende Untersagung scharf kritisiert. Sie hatten zuvor betont, dass sie kein Joint Venture um jeden Preis wollten. Der IG Metall zufolge wären etwa die Bedenken Vestagers im Bereich Verpackungsstahl nur durch einen Verkauf der lukrativen Thyssenkrupp-Weißblechtochter Rasselstein auszuräumen gewesen. "Damit wären rote Linien überschritten worden", hatte der nordrhein-westfälische IG Metallchef Knut Giesler kritisiert.