Gemeinsam übertrumpfen die Bayern und die Spanier den dänischen Weltmarktführer Vestas. Den bisherigen Gamesa-Aktionären winkt eine Sonderdividende von insgesamt einer Milliarde Euro, die Siemens als Mitgift in die Fusion mitbringt. Wie beide Unternehmen am Freitag mitteilten, wird Siemens an der neuen Gamesa mit Sitz in Spanien 59 Prozent halten, die Altaktionäre, darunter der Versorger Iberdrola, insgesamt 41 Prozent. Die neue Firma bleibt an der Madrider Börse notiert. Experten veranschlagen ihren Wert auf etwa zehn Milliarden Euro.

Siemens-Chef Joe Kaeser sprach von einer "klaren und überzeugenden Branchen-Logik". Auf dem Windenergiemarkt zähle Größe. "Skaleneffekte sind ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für mehr Kosteneffizienz bei Erneuerbare Energien", sagte Kaeser. Nach einem jahrelangen Auf und Ab erlebt die Windenergiebranche derzeit einen Boom. Nun nimmt der Ausleseprozess Fahrt auf. Siemens ist Europas größter Anbieter von Windanlagen auf See; Gamesa betreibt das Geschäft an Land und ist vor allem in Lateinamerika und in Schwellenländern stark. Die Transaktion werde zu einem Produktportfolio führen, das alle Windklassen und die wichtigsten Marktsegmente anspreche.

An der Börse wurde der Zusammenschluss begrüßt. Die Papiere von Gamesa schossen in Madrid um mehr als sechs Prozent in die Höhe. Siemens legten 1,5 Prozent zu.

20 MILLIARDEN AUFTRAGSBESTAND

Zusammengerechnet habe der neue Windkraftriese einen Auftragsbestand von rund 20 Milliarden Euro, einen Umsatz von 9,3 Milliarden Euro und ein angepasstes Betriebsergebnis (Ebit) von 839 Millionen Euro. Der Hauptsitz sowie die Zentrale für das Onshore-Geschäft bleibe in Spanien, das Offshore-Geschäft werde von Hamburg und Dänemark aus gesteuert. Siemens und Gamesa erhoffen sich Synergien von 230 Millionen Euro binnen vier Jahren. Die Hälfte davon soll bereits nach zwei Jahren erreicht sein. "Die Integration ist nicht so kompliziert", sagte Kaeser. Offen ist, ob die Partner das Unternehmen nach der Fusion neu benennen. Gesonderte, an Aktien gekoppelte Minderheitsrechte gebe es nicht, sagte Finanzchef Ralf Thomas. Allerdings überträgt Siemens angesichts drohender Gewährleistungsansprüche aus dem eigenen Geschäft zum Abschluss der Transaktion 250 Millionen Euro. "Sicherheitshalber", sagte Thomas.

Aufsichts- und Verwaltungsräte beider Seiten hätten bereits grünes Licht gegeben. Die Gamesa-Aktionäre müssen dem Geschäft noch zustimmen. Eine weitere Bedingung sei, dass die Kartellbehörden die Transaktion freigeben und die spanische Börsenaufsicht (CNMV) Siemens ein verpflichtendes Übernahmeangebot erlässt. Im ersten Quartal 2017 soll die Transaktion abgeschlossen sein. Chef bleibt Gamesa-CEO Ignacio Martin. Die Mehrheit im Verwaltungsrat wird allerdings von Siemens besetzt, sagte Thomas.

Die Einigung über den Zusammenschluss der Windkraftsparten von Gamesa und Siemens hatte sich monatelang hingezogen. Insidern zufolge lag es an Bedenken der spanischen Regulierungsbehörden, vor allem aber an den zähen Verhandlungen mit der französischen Areva. Die Franzosen betreiben mit Gamesa ein Gemeinschaftsunternehmen zum Bau von Windkraftanlagen auf hoher See. Dieses Hindernis konnte Siemens letztlich aus dem Weg räumen. Areva hat für drei Monate das Recht, den Anteil von Gamesa an dem Joint Venture Adwen selbst zu übernehmen, seinen Anteil oder das gesamte Unternehmen weiterzuverkaufen. Siemens meldete Interesse an, die Franzosen herauszukaufen. Kaeser machte allerdings deutlich, dass seine Zahlungsbereitschaft Grenzen hat. "Wenn wir die 50 Prozent bekommen können, dann ist das gut. Falls das nicht gelingt, und jemand ein besseres Angebot macht, dann hat er es verdient", erklärte er in einer Telefonkonferenz. Der amerikanische Siemens-Erzrivale GE hat bereits Interesse an Adwen angemeldet.