"Ein Indexaufstieg ist an sich kein selbstgestecktes Ziel von uns, sondern ein Ergebnis unserer Arbeit", sagte Vizechef Andrew Wallis in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Aber die Folgen wären natürlich erheblich und wir würden davon sehr profitieren." So kämen neue langfristig orientierte Investoren dazu und die internationale Aufmerksamkeit würde steigen.

Bisher ist der in Deutschland noch weitgehend unbekannte Gewerbeimmobilienspezialist im Nebenwerteindex MDax gelistet und gehört mit einem Börsenwert von 9,5 Milliarden Euro zu den größten Unternehmen in dem Index. Die im SDax gelistete TLG Immobilien kommt auf gut drei Milliarden Euro Marktkapitalisierung. Um in die oberste Börsenliga aufzusteigen, müsste der Wert des nach einer Fusion verfügbaren Streubesitzes und die Handelbarkeit der Aktien allerdings noch weiter steigen. Aktuell würden noch Firmen wie Deutsche Wohnen zuerst in den Dax aufgenommen werden. Für Aroundtown, das nach der TLG-Fusion einen neuen Namen bekommen soll, könnte es frühestens im September 2020 oder Anfang 2021 so weit sein, sagte Wallis.

Aroundtown hat seinen Hauptsitz in Luxemburg und ist vor allem auf den Hotel- und Büromarkt in großen deutschen und europäischen Städten spezialisiert. 2015 ging der Konzern, der an dem ebenfalls börsennotierten Wohnimmobilieninvestor Grand City Properties beteiligt ist, an die Börse. Wallis rechnet damit, dass das Geschäft auch künftig so brummt wie in den vergangenen Jahren. "Wir sehen weiterhin sehr viel Nachfrage für Gewerbeimmobilien. Die Leitzinsen werden niedrig bleiben und so lange das so ist, werden die Immobilienpreise in unserem Bereich hoch bleiben." Von Januar bis September kletterte das operative Ergebnis (FFO I) des Konzerns um ein Viertel auf 371 Millionen Euro. Die auf Wohnimmobilien spezialisierte Vonovia, die 2015 in den Dax aufgenommen wurde, kam im Vergleich dazu auf ein Ergebnis von 933 Millionen Euro.

Laut einer Studie der Pfandbriefbank verlangsamt sich das Wachstum auf dem Büroimmobilienmarkt allmählich. Je länger der wirtschaftliche Abschwung anhalte, desto mehr bringe das die Büromärkte unter Druck.

"WERDEN NICHTS AN DREI-SÄULEN-STRATEGIE ÄNDERN"

Aroundtown will sich davon nicht abbringen lassen und hat sich zum Ziel gesetzt, zusammen mit der TLG zu einem der größten Immobilienunternehmen Europas aufzusteigen. "Wir sehen in den kommenden Jahren großes Potenzial, dass wir das Geschäft weiter stark ausbauen können", sagte Wallis. Einen Schritt in andere Regionen will er nicht wagen. "Märkte außerhalb Europas kommen nicht in Frage. Das Spielfeld in Europa ist groß, es gibt noch viele Möglichkeiten." Derzeit ist der Konzern nach Vonovia und Unibail Rodamco drittgrößter Anbieter.

Die neben Hotels und Büros dritte Säule Wohnen soll bleiben. "Grand City bleibt ein wichtiger Bestandteil unseres Konzerns, auch nach einer Fusion mit TLG", betonte Wallis. "Wir wollen diversifiziert sein. So haben wir den Vorteil, dass wir Schwächen in dem einen Markt ausgleichen können mit dem anderen Markt." Aroundtown bietet für TLG insgesamt 3,1 Milliarden Euro. TLG-Eigner erhalten für jede Aktie 3,6 Aroundtown-Titel. Noch vor Weihnachten erwarten die Firmen die Kartell-Freigabe. Danach wird das offizielle Übernahmeangebot vorgelegt.