Zürich (awp) - Aryzta hat im dritten Quartal weitere Fortschritte beim Umsatz erzielt. Doch wird der Backwarenkonzern noch einige Zeit brauchen, um das Ruder wirklich herumzureissen. Bei der Profitabilität etwa dämpfte das Management die Erwartungen.

Der Trend hin zu einer Verbesserung des Umsatzes wurde am Dienstag mit den Zahlen für das dritte Quartal bestätigt: Der Konzern schaffte mit einem Plus von 1,3 Prozent das vierte Quartal in Folge ein Plus beim organischen Wachstum. Zudem hat das Wachstumstempo tendenziell zugenommen: Im zweiten Quartal hatte der Zuwachs noch 1,0 Prozent betragen, in den beiden Quartalen davor 0,3 beziehungsweise 0,5 Prozent.

Beim ausgewiesenen Umsatz steht dank Rückenwind durch Währungseffekte gar ein Plus von 4,5 Prozent auf 847,9 Millionen Euro zu Buche, wie Aryzta am Dienstag mitteilte. Mit der Umsatzentwicklung gelang dem hierzulande vor allem unter der Marke Hiestand bekannten Unternehmen somit eine positive Überraschung: Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet.

Enttäuschung in Nordamerika

Zugleich steckt in den Zahlen aber auch etwas Enttäuschung: Denn während der Umsatz im grössten Markt Europa und im Rest der Welt deutlich zulegte, lief es in Nordamerika, wo Aryzta rund 40 Prozent seiner Umsätze erzielt, erneut schleppend. Nachdem sich der Umsatzrückgang zuletzt noch verlangsamt hatte, ging es nun mit 3,8 Prozent wieder stärker bergab.

Aryzta-Chef Kevin Toland erklärte dies gegenüber der Nachrichtenagentur AWP einerseits mit der hohen Volatilität von Quartal zu Quartal, andererseits mit einem schwierigen Umfeld im Detailhandel und in der Gastronomie. "Wir machen in Nordamerika alles richtig, um Verbesserungen zu erzielen", glaubt Toland. Aber es brauche mehr Zeit, um die Verkäufe in Nordamerika anzukurbeln.

Bei der Profitabilität habe man aber bereits im dritten Quartal Fortschritte erzielt, sagte der Aryzta-CEO weiter. Mit dem umorganisierten Vertriebsnetzwerk und Preiserhöhungen sei man auf dem Weg, die gestiegenen Distributionskosten in den USA aufzufangen. Diese hätten sich nun im Vergleich zur Vorjahresperiode stabilisiert.

Auch bei den Löhnen zeige sich das Umfeld etwas stabiler. Diese waren zuletzt kräftig gestiegen und hatten damit für einen Kostenanstieg gesorgt. Deshalb will Arzyta künftig mit weniger Personal auskommen können. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des Projekts "Renew" Massnahmen etwa zur Automatisierung gestartet. Allerdings dürften diese eher mittelfristig zum Tragen kommen.

Dämpfer bei Gewinnziel

Entsprechend dämpfte das Management die Erwartungen und korrigierte die Prognose für den operativen Gewinn im Gesamtjahr nach unten. Neu erwartet Aryzta noch ein tiefes einstelliges Wachstum des Betriebsgewinns auf Stufe EBITDA. Zuvor lag die Vorgabe bei einem mittleren bis hohen einstelligen Wachstum.

Neben den schrumpfenden Nordamerika-Umsätzen, die bremsen, ist dafür auch das Timing der Sparmassnahmen verantwortlich, wie Toland sagte. Das Programms "Renew" sei etwas verspätet gestartet, der Rückstand werde jedoch bis zum Jahresende vollständig aufgeholt sein. Somit sollten die angestrebten 40 Millionen Euro zwar noch dieses Jahr eingespart werden, aber sich erst im kommenden Jahr richtig in den Zahlen widerspiegeln.

Aryzta steckt in einem mehrjährigen Umbau. Das zuletzt strauchelnde Unternehmen will das neue Management unter Tolands Führung mit einer stärkeren strategischen Fokussierung und Kostensenkungen wieder auf Kurs bringen. Zudem treibt Aryzta die Erneuerung des Verwaltungsrates voran. Als neues Mitglied wird Luisa Delgado vorgeschlagen, eine Investorin und Unternehmerin im Luxusgütersektor.

Analysten sehen den angestrebten Turnaround durch die Guidance-Senkung nicht in Gefahr. Allerdings gehen ihre Meinungen über die Hintergründe auseinander: Die ZKB etwa wertet die Senkung als Taktik, um die Erwartungen nach dem schnelleren Umsatzwachstum nicht überschiessen zu lassen. Für Vontobel wiederum ist sie eher ein Zeichen, dass die Prognosesicherheit selbst für das Management nach wie vor sehr gering ist.

An der Börse überwog am Dienstag die Enttäuschung: Die Aryzta-Aktien verloren bis Börsenschluss um 13 Prozent an Wert. Allerdings hatten die Titel im Jahresverlauf bereits um fast ein Fünftel zugelegt.

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