Der Münchner Industriekonzern stellte am Mittwoch für 2017/18 (per Ende September) einen Gewinn je Aktie von 7,70 bis 8,00 (2016/17 vergleichbar: 7,09) Euro in Aussicht, die Kosten für Personalabbau-Maßnahmen sind darin freilich nicht enthalten. Das entspricht einem um Sondereffekte bereinigten Nettogewinn von 6,25 bis 6,5 Milliarden Euro. Bisher hatte die Prognose bei 7,20 bis 7,70 Euro je Aktie gelegen. "Mit der Anhebung unserer Jahresprognose demonstrieren wir unseren Anspruch an die Leistungsfähigkeit des Unternehmens, den Strukturwandel zu meistern und die digitale Industrie zu gestalten", sagte Vorstandschef Joe Kaeser.

Im zweiten Quartal profitierte Siemens von einem Buchgewinn von 900 Millionen Euro durch die Übertragung der 11,8-Prozent-Beteiligung am IT-Dienstleister Atos an den eigenen Pensionsfonds. Das ließ den Nettogewinn zwischen Januar und März um 39 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro steigen, Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet. Im industriellen Geschäft ging das Ergebnis jedoch um acht Prozent auf 2,25 Milliarden Euro zurück. Aber auch damit schnitt Siemens besser ab als die Experten dem Konzern zugetraut hatten. Grund für das Minus war vor allem die Kraftwerks-Sparte Power & Gas, deren Ergebnis um drei Viertel einbrach. Auch die Gebäudetechnik, Siemens Healthineers und Siemens Gamesa mussten Einbußen hinnehmen.

"Die meisten unserer Geschäfte, vor allem die digitalen Angebote, zeigten eine beeindruckende Stärke und konnten die strukturellen Herausforderungen der fossilen Energieerzeugung operativ mehr als ausgleichen", sagte Kaeser. Der Umsatz blieb im Quartal mit 20,1 Milliarden Euro stabil. Der Auftragseingang ging aufgrund einer geringeren Zahl von Großaufträgen um ein Prozent auf 22,3 Milliarden Euro zurück.

Siemens hatte am Dienstag in Sondierungsgesprächen mit den Arbeitnehmervertretern den Weg für den Abbau von bis zu 6900 Stellen in der Kraftwerks-Sparte frei gemacht, die unter der Energiewende leidet. Das soll einen "großen dreistelligen Millionenbetrag" einsparen helfen, wird aber zunächst Geld kosten. Noch in diesem Geschäftsjahr wird die neue Strategie "Vision 2020+" von Kaeser erwartet, die die Prognosen Makulatur werden lassen könnte.