FRANKFURT (dpa-AFX) - Der neue Elektro-Mittelklassewagen ID.3 soll die E-Mobilität im Kerngeschäft von Volkswagen verankern und Kunden im Massenpublikum erschließen. Vor dem Start der Automesse IAA stellte der Konzern die Neuentwicklung am Montagabend vor. "Der ID.3 ist mehr als ein neues Modell. Das ist das Auto, das von uns jetzt erwartet wird", sagte VW-Vorstandschef Herbert Diess in Frankfurt. Er sprach von einem "entscheidenden Moment" für das Unternehmen.

Die Serienfertigung des ID.3 soll im November im Werk Zwickau anlaufen, für das Frühjahr 2020 sind die ersten Auslieferungen geplant. Zwar hat die VW-Gruppe bereits einige Elektroautos im Programm - etwa den Audi e-tron oder den E-Sportwagen Porsche Taycan, dessen Produktionsstart am Montag war. Eine rein elektrische Großserie zu einem geringeren Einstiegspreis fehlte bisher aber noch. Laut VW soll die Basisversion des ID.3 unter 30 000 Euro kosten.

Die nötigen Investitionen sind jedoch auch mit erheblichen Risiken verbunden. Der Aufbau neuer E-Fahrzeuglinien kostet VW Milliarden, während der Konzern finanzielle Lasten aus dem Dieselskandal verdauen muss. Gleichzeitig werden in den kommenden Jahren viele Jobs vom Verbrennungsmotor zu weniger arbeitsintensiven E-Antrieben verlagert. Und zahlreiche Umweltaktivisten nehmen VW das "grüne" Image nicht ab.

Das neue Auto basiert auf dem Modularen Elektrobaukasten (MEB). Diese Technologie, die durch Nutzung vieler gleicher Teile auch Kosten spart, soll in den nächsten drei Jahren bei insgesamt 33 Modellanläufen verwendet werden. "Für die Marke Volkswagen ist der ID.3 der Auftakt einer großen Elektro-Offensive", versprach Diess.

VW baut sein Zwickauer Werk komplett für die Elektromobilität um. Ab 2021 sollen dort sechs verschiedene E-Modelle für drei Konzernmarken gefertigt werden, jährlich sind bis zu 330 000 Fahrzeuge geplant. "Bis 2028 werden wir fast 70 neue Elektroautos auf den Markt bringen", kündigte Diess an. "In Summe entspricht das einem Volumen von 22 Millionen E-Autos auf Basis unserer Elektro-Plattform." Lieferkette, Herstellung und Laden seien CO2-neutral möglich. Am Standort Salzgitter entsteht von 2020 an eine Batteriezellfabrik, die VW zusammen mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt betreibt.

Der Konzern zeigte in Frankfurt auch sein überarbeitetes Emblem. Es soll leichter und schlichter wirken als die Vorgängerversion und die neue Markenstrategie symbolisieren. Kritiker sehen die Autokonzerne beim Wandel zu klima- und umweltfreundlicherer Mobilität allerdings weiter unter Zugzwang: Sie verlangen Tempolimits, kleinere und mehr rein elektrisch betriebene Autos sowie eine grundlegend andere Verkehrspolitik. Auch müsse die Produktion schwerer SUVs auslaufen. Für Samstag (14.09.) ist eine große Anti-IAA-Demonstration geplant./jap/DP/zb