(neu: Aktienkurs aktualisiert, Aussagen von Finanzchef und Vertriebschef in Telefonkonferenz, Analystenstimme, weitere Details.)

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Volkswagen hat die Einführung neuer Abgastests sowie eine teure Geldbuße in der Dieselaffäre im vergangenen Quartal deutlich zu spüren bekommen. Vor allem, weil der Konzern bei der Neu-Zertifizierung seiner Fahrzeugmodelle nach dem neuen Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP in Europa nicht hinterherkam, lief es im Tagesgeschäft deutlich schlechter als ein Jahr zuvor. Allerdings schnitt VW nicht so schlimm ab wie befürchtet. Das trieb die Aktie, die zudem weiter von Aussichten auf Steuererleichterungen in China profitierte.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern rutschte im dritten Quartal um 18,6 Prozent auf 3,51 Milliarden Euro ab, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Wolfsburg mitteilte. Derzeit sind viele Modelle bei Volkswagen nicht lieferbar, weil Genehmigungen nach dem neuen Abgasprüfzyklus fehlen. Davon wurde auch die Produktion beeinträchtigt, tagelang standen die Bänder unter anderem in Wolfsburg still. Auch die Rabattaktionen zum Umtausch alter Diesel kosteten Geld. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit einem deutlich stärkeren Rückgang beim operativen Ergebnis gerechnet.

Die VW-Vorzugsaktien lagen am Mittag mit 2,5 Prozent im Plus an der Dax-Spitze. Dabei kam den Papieren wie schon am Tag zuvor zugute, dass die chinesische Regierung laut Insidern dem derzeit schwächelnden Automarkt auf die Beine helfen und den Kauf kleinerer Autos mit geringeren Steuern anschieben will, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte. Eine solche Förderung hatte den Markt schon einmal wieder auf Trab gebracht.

"Natürlich verfolgen wir das auch aufmerksam", sagte Volkswagen-Finanzchef Frank Witter in einer Telefonkonferenz. Der wichtigste Einzelmarkt des Konzerns steht derzeit durch die Zollstreitigkeiten zwischen Washington und Peking stark unter Druck. Autokäufer hielten sich zurück, sagte Konzernvertriebschef Christian Dahlheim. China steht im Konzern für fast jedes zweite ausgelieferte Fahrzeug.

"Vor uns liegen weiterhin große Herausforderungen, die wir und auch die gesamte Automobilbranche bewältigen müssen", sagte Vorstandschef Herbert Diess. Finanzvorstand Witter bekräftigte, dass die WLTP-Umstellung in diesem Jahr mit mehr als einer Milliarde Euro auf die Ergebnisse durchschlagen dürfte. Dennoch soll die um Sondereinflüsse bereinigte operative Marge im laufenden Jahr weiterhin zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. Nach neun Monaten liegt sie bei 7,6 Prozent - hier klammert der Konzern vor allem Belastungen durch die Dieselaffäre aus.

Ihre Prognosen bestätigten die Wolfsburger ebenfalls für Umsatz und Absatz. Im November und Dezember sollten die Auslieferungen auch in Europa wieder anziehen, sagte Witter. Im Gesamtjahr hat VW insgesamt weiter eine Umsatzsteigerung von bis zu 5 Prozent im Plan - trotz Problemen mit WLTP und in China. Im dritten Quartal reichte es für ein Umsatzplus von 0,9 Prozent auf 55,2 Milliarden Euro, trotz leicht gesunkener Auslieferungen.

Es sei ein herausforderndes Quartal gewesen, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi in einer ersten Einschätzung. Beim operativen Ergebnis und dem Zufluss frei verfügbarer Barmittel habe VW besser abgeschnitten als gedacht. Nun sei die Frage, wie VW im vierten Quartal die Nachwehen der WLTP-Umstellung bewältige. Barclays-Expertin Dorothee Creswell sprach von starken Zahlen und einem ermutigenden Ausblick trotz konjunktureller Herausforderungen.

Unter dem Strich kam den Konzern die Diesel-Geldbuße bei Audi wegen der Manipulation von Abgastests mit 800 Millionen Euro teuer zu stehen. Vor einem Jahr jedoch hatte VW mit 2,6 Milliarden Euro noch deutlich höhere Kosten für die Dieselaffäre verbucht. Im Vergleich mit dem Vorjahresquartal konnte VW den Nettogewinn im Konzern deshalb auf 2,76 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.

Besonders bei der Kernmarke VW fiel die Umstellung auf WLTP ins Gewicht, das operative Ergebnis der Sparte schrumpfte von 728 Millionen auf rund 200 Millionen Euro zusammen. Die entsprechende Marge sackte auf nur noch 1 Prozent ab. Bei Audi lag das operative Ergebnis im dritten Quartal bei 910 Millionen Euro, vor einem Jahr waren es knapp 1,3 Milliarden Euro. Die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen lieferten ein anteiliges operatives Ergebnis von 1,01 Milliarden Euro ab - knapp 14 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Bei Porsche hingegen kletterten Umsatz und Ergebnis um gut ein Drittel. Das könnte bei Investoren weiter Begehrlichkeiten wecken. Porsche-Finanzchef Lutz Meschke hatte jüngst öffentlich über eine mögliche Bewertung des Sportwagenbauers an der Börse nachgedacht. An einem Börsengang arbeitet in Wolfsburg aber laut dem obersten Konzern-Finanzer Witter derzeit niemand . "Ich halte nichts davon, wenn hier jeder in irgendeiner Weise Spekulationen befeuert", sagte er. Auch bei der Marke Porsche gebe es trotz guter Zahlen einige Dinge, auf denen der Fokus liegen solle. Beim Börsengang der Nutzfahrzeugsparte Traton habe VW schon sehr gute Fortschritte gemacht - darauf konzentriere sich der Konzern derzeit./men/tav/fba