BEELEN (dpa-AFX) - Immer mehr Unternehmen bekommen die Auswirkungen der schwachen Automobilkonjunktur zu spüren. Jüngstes Beispiel: Der Maschinenbauer Aumann, der am Mittwochabend seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr senken musste. Der SDax-Konzern leidet unter dem rückläufigen Fahrzeugabsatz und der Verunsicherung in der Autoindustrie. Die Aktie brach am Donnerstag zum Handelsstart 17 Prozent ein.

Beim Umsatz rechnet Aumann jetzt nur noch mit 240 bis 260 Millionen Euro, wie das Unternehmen im nordrhein-westfälischen Beelen mitteilte. Bislang hatte das Unternehmen vor, auf die 290,8 Millionen Euro des Vorjahres noch eine Schippe draufzulegen. Auch beim bereinigten operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) musste der Maschinenbauer zur großen Ernüchterung der Investoren zurückrudern. Es soll bestenfalls bei 22 Millionen Euro liegen. "Abhängig von der weiteren Marktentwicklung" könnten es aber auch nur 16 Millionen Euro werden. Ursprünglich hatten die Beelener angepeilt, die 2018 erwirtschafteten 29,3 Millionen Euro zu übertreffen.

Die Investitionszurückhaltung und Kostendisziplin bei Herstellern und Zulieferern hätte sich im bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2019 negativ bemerkbar gemacht, hieß es. Wiederholte Verschiebungen von Auftragsvergaben mit signifikantem Volumen hätten zu einem enttäuschenden Auftragseingang von 85 Millionen Euro im ersten Halbjahr geführt. Aumann geht davon aus, dass die negativen Einflussfaktoren auch über das laufende Geschäftsjahr hinaus fortbestehen werden. Aumann fertigt unter anderem Maschinen und automatisierte Produktionslinien unter anderem für die Autoindustrie sowie Produkte für die Herstellung von Elektromotoren.

Auch die weiteren Perspektiven sind nach Ansicht von Experten nicht gut. Eine nachhaltige Wende bei der Nachfrage sei bei Aumann nicht absehbar, schrieb etwa Analyst Christian Glowa von der Privatbank Hauck & Aufhäuser am Donnerstag in einer ersten Reaktion. Das Ausmaß der gekappten Prognose sei alarmierend. Das untere Ende der neuen Umsatzzielspanne für 2019 liege nun rund 20 Prozent unter seiner Prognose und der Konsensschätzung. Beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) liege das untere Ende des neuen Ausblickkorridors sogar mehr als 40 Prozent unter den Erwartungen. Hauck & Aufhäuser überdenkt nach der Senkung der Unternehmensziele ihre Einschätzung für Aumann.

Im Nebenwerteindex SDax hat Aumann seit Jahresbeginn eine Talfahrt hinter sich und gehört mit einem Minus von fast 50 Prozent gemeinsam mit den Zulieferern Leoni und Stabilus zu den schlechtesten Werten. In den zurückliegenden zwölf Monaten sieht es noch finsterer aus. Mit einem Verlust von über 70 Prozent ist der Maschinenbauer sogar SDax-Schlusslicht.

Nach starken Zuwächsen 2018 war Aumann in Anbetracht der schwierigen Entwicklung in der Autoindustrie und wirtschaftspolitischer Unwägbarkeiten eher vorsichtig ins neue Geschäftsjahr gegangen. Mit Blick auf Umsatz und Ergebnis hatte der Maschinenbauer erst einmal nur leichte Zuwächse erwartet.

Bereits im ersten Quartal konnte sich der Konzern nicht von den Problemen freimachen. Trotz guter Geschäfte im stark wachsenden Bereich Elektromobilität, der allerdings noch der kleinere der beiden Unternehmensbereiche ist. Das Geschäft in der klassischen Automobilindustrie schwächelte da bereits. Dennoch hatte der Vorstand um Aumann-Chef Rolf Beckhoff bislang an seinen Finanzzielen festgehalten.

Damit reiht sich Aumann in die Liste derer ein, die wegen der Probleme in der Autoindustrie ihre Prognose senken müssen. Zuletzt hatte eine ganze Reihe von Unternehmen vor schlechteren Geschäften in diesem Zusammenhang gewarnt, zuletzt in der Chemiebranche, wie BASF oder der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub./eas/nas/stk