HAMBURG (dpa-AFX) - Niedrigere Erlöse mit Schwefelsäure und eine träge Nachfrage nach Flachwalzprodukten haben den Kupferhersteller Aurubis zum Start ins neue Geschäftsjahr etwas stärker belastet als erwartet. Den Jahresausblick bestätigte Konzernchef Roland Harings trotz "derzeit herausfordernder Bedingungen" sowie nicht zu prognostizierender Auswirkungen des Coronavirus. Der Manager peilt damit 2019/20 weiterhin ein operatives Vorsteuerergebnis (Earnings before Taxes, kurz EBT) von 185 bis 250 Millionen Euro an. Die Anleger überzeugte das nicht. Der Aktienkurs fiel im frühen Handel zeitweise um über vier Prozent.

Die niedrigeren Erlöse mit Schwefelsäure, die ein Nebenprodukt der Kupferproduktion ist, resultierten aus einem planmäßigen Wartungsstillstand im Hamburger Werk Ende 2019. Die oftmals stark schwankenden Preise waren laut Unternehmensangaben im ersten Geschäftsquartal derweil dank einer robusten Nachfrage relativ stabil. Allerdings gerieten die Preise für Schwefelsäure, die vor allem in der Düngerproduktion eingesetzt wird, laut Christian Obst von der Baader Bank jüngst im Zuge der Coronavirus-Epidemie in China unter Druck. Dort blieben viele Fabriken geschlossen, was auf die Nachfrage drückte.

Der Wartungsstillstand in Hamburg schlug wie angekündigt mit rund 34 Millionen Euro zu Buche. Analysten hatten auch daher laut vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Daten mit einem Rückgang des operativen EBT in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres (Ende Dezember) gerechnet. Letztlich fiel das Minus aber mit 23 Prozent auf 31 Millionen Euro etwas höher als aus als die Experten im Mittel geschätzt hatten. Unter dem Strich blieben 24 Millionen Euro hängen und damit ein Fünftel weniger als vor einem Jahr, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Der Stahlhersteller Salzgitter hält knapp 30 Prozent an Aurubis.

Aurubis wurde von einer schwachen Nachfrage nach Flachwalzprodukten belastet. Hier bekommen die Norddeutschen unter anderem eine träge Nachfrage der europäischen Automobilindustrie etwa nach Steckverbindern zu spüren. Eigentlich wollte Aurubis die Sparte FRP für Flachwalzprodukte schon im vergangenen Jahr losschlagen, was aber am Veto der europäischen Kartellwächter gescheitert war. Dass in diesem Geschäftsfeld nun ein operativer Verlust angefallen ist, dürfte laut Baader-Analysten Obst mit Blick auf die fortgesetzten Veräußerungsbemühungen nicht gerade hilfreich sein.

Beim Umsatz verlief die Entwicklung für die Hamburger dagegen erfreulicher. Dieser legte vor allem dank höherer Edelmetallpreise und gestiegener Raffinierlöhne für Altkupfer um 4 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. So werden bei der Verarbeitung von Kupferschrott auch Edelmetalle gewonnen, die Aurubis verkauft.

Ohnehin will Aurubis sich breiter aufstellen. Ein Eckpfeiler soll der Kauf des belgisch-spanischen Recyclers Metallo Group werden. Allerdings haben die Wettbewerbshüter auch hier Bedenken. Die Europäische Kommission prüft den Zusammenschluss derzeit vertieft, da sie eine zu große Marktmacht mit Beeinträchtigungen des Wettbewerb beim Ankauf von Kupferschrott befürchtet. Aurubis gibt sich zuversichtlich und rechnet mit einer Genehmigung bis April./mis/stk/fba