Winterthur (awp) - Der Markteinbruch in Nordamerika hat Autoneum 2017 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und für 2018 gibt es auf dem grössten Absatzmarkt des Automobilzulieferers keine Anzeichen für eine rasche Erholung. Die Profitabilität hat das Management gleichwohl im Griff.

Autoneum-CEO Martin Hirzel bezeichnet die Marktentwicklung in den USA und Kanada als "beinahe perfekten Sturm". In den beiden Ländern sei die Automobilproduktion im letzten Jahr um rund 8% eingebrochen. Die wichtigen Kunden Ford und GM hätten dabei besonders gelitten, so der CEO. "Das hinterlässt Spuren."

So ging der Autoneum-Umsatz in Nordamerika organisch um 4,6% zurück, und der operative Gewinn (EBIT) brach auf vergleichbarer Basis sogar um über ein Viertel ein. In Nordamerika erzielt Autoneum 44% seiner Verkäufe, womit es die wichtigste Verkaufsregion ist.

STABILE MARGE

Dank dem guten Geschäftsgang in den anderen Absatzgebieten blieb die Krise in Nordamerika ohne allzu grosse Folgen. Der Umsatz stieg - wie seit Januar bekannt war - um 2,3% (organisch: +2,4%) auf 2,20 Mrd CHF.

Der Konzern-EBIT (178,0 Mio) und der Reingewinn (118,5 Mio) kamen zwar deutlich unter den Vorjahreswerten zu liegen. Der Hauptgrund dafür war aber, dass damals aus dem Verkauf einer Fabrik bei Chicago ein Sondergewinn resultiert hatte. Bereinigt hätten beide Kennzahlen um 1,3% zugenommen. Und die bereinigte EBIT-Marge ging trotz der Probleme in Nordamerika kaum spürbar auf 8,1% von 8,2% zurück.

Entscheidend dafür war das Europageschäft (Umsatzanteil: 40%), das ein organisches Umsatzplus von 4,7% erreichte und die EBIT-Marge auf 8,4% von 7,0% steigerte. Die Werke in Europa seien "fast maximal" ausgelastet gewesen, sagte Hirzel. Das Geschäft lief so gut, dass erstmals seit 2011 wieder eine neue Fabrik gebaut wurde.

Wie üblich hat auch das Asien-Geschäft (Umsatzanteil: 11%) zum Erfolg beigetragen. Wachstum und Marge waren wie üblich überdurchschnittlich. Dank relativ geringer Marktanteile sei das Potenzial zudem auf diesem Kontinent nach wie vor am grössten, meinte der CEO.

Die vierte Verkaufsregion Samea (Südamerika, Nahost, Afrika; Umsatzanteil: 5%) erholte sich 2017 von der dortigen Krise. Der Umsatz nahm um fast 30% zu, und unter dem Strich gelang knapp die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Die noch drei Fabriken in Brasilien seien aber "eher noch zu viele" angesichts der nach wie vor geringen Produktionsvolumina, meinte Hirzel. "Wir schauen uns das an."

STAGNATION IN NORDAMERIKA

Im Ausblick auf das Jahr 2018 peilt Autoneum ein organisches Umsatzwachstum von rund 3% und - trotz steigender Rohmaterialpreise - eine operative Marge (EBIT) von rund 8% an. Das Wachstumsziel liegt damit über dem Marktwachstum, das auf 2% geschätzt wird.

Der Zustand des Nordamerika-Geschäft lässt ambitioniertere Ziele nicht zu. "Es zeichnet sich leider kein Boom ab", sagte CEO Hirzel. Aktuelle Prognosen gingen für 2018 auf diesem Kontinent von einer maximal 1% höheren Automobilproduktion aus.

"Das Erreichen des Mittelfristziels, 2020 einen Umsatz von 2,6 Mrd CHF zu erreichen, bleibt damit eine sportliche Ambition", räumte Hirzel angesichts der Jahresziele ein. "Wir müssen nochmals richtig Gas geben."

STABILE DIVIDENDE

Ein Mittelfristziel hat das Unternehmen hingegen praktisch erreicht. Die Eigenkapitalquote kam bei 39,6% zu liegen und damit in Griffweite zum Ziel von 40%. Eine höhere Quote strebe er nicht an, sagte CFO Martin Zwyssig. Indirekt deutete er damit an, dass sich der Spielraum für eine attraktivere Ausschüttungspolitik vergrössert hat. Für 2017 sollen die Aktionäre eine unveränderte Dividende von 6,50 CHF pro Titel Aktie erhalten.

Für Analysten boten die vorgelegten Zahlen keine allzu grossen Überraschungen. Zum Teil wurde der Ausblick als etwas gar vorsichtig bezeichnet. An der Börse reagieren die Papiere kaum, sie notieren um 12.30 Uhr 0,1% im Minus (SPI: -0,6%)

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