BERLIN (dpa-AFX) - Der Zeitungsverleger-Verband BDZV hat sich mit Blick auf Auflagenverluste bei gedruckten Zeitungen für eine Ausweitung des Verlegerbegriffs auf das Digitale ausgesprochen. "Ich glaube, dass unser Wettbewerbsspektrum viel breiter werden muss", sagte BDZV-Präsident Mathias Döpfner am Dienstag in Berlin beim Zeitungskongress vor Hunderten Vertretern der Branche.

Die Abgrenzung aus klassischer Journalist sowie gute alte Zeitung hier und böser oberflächlicher Blogger oder Youtuber da bringe die Branche nicht weiter. "Jeder Blogger von heute ist potenziell ein Großverleger der Zukunft." Schon heute sei eine Reihe profitabler journalistischer Institutionen aus ehemaligen Blogs und One-Man-Shows entstanden.

Der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer sagte auch: "Die Grenze verläuft nicht zwischen Papier und digitalem Vertrieb. Die Grenze verläuft entlang bestimmter Verantwortungsprinzipien, die Verlegertum und Journalismus auszeichnen."

Der Verband wolle einer für alle Verleger - analoge, digitale und multimediale - sein. "Wir wollen uns öffnen", sagte Döpfner. Kleine Unternehmen könnten etwa vielleicht für einen zunächst kleineren Beitrag mitmachen. BDZV soll künftig für "Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger" stehen, hatten die Delegierten am Montag beschlossen.

Döpfner sagte über Auflagenrückgänge bei gedruckten Zeitungen: "Wir alle sehen, dass sich der strukturelle Gegenwind hinsichtlich des Printgeschäfts deutlich erhöht." Rückgänge im Anzeigengeschäft erhöhten sich in fast allen Verlagen. "Wenn wir die Branche insgesamt betrachten, ist das Bild kein schönes." Was die Auflagen betreffe umso mehr. In weniger als einem Vierteljahrhundert habe sich die Anzahl der verkauften Tageszeitungsexemplare auf 14,1 Millionen fast halbiert. "Print ist - ob wir wollen oder nicht - rückläufig."

Die digitale Transformation sei die beste und sicherste Investition in die Existenzsicherung der Unternehmen und Verlage und in die Stärkung des Journalismus, sagte Döpfner. "Mit Print alleine wird es nicht gelingen." Print und Digital würden ein Erfolgsmodell sein. Er warb für das Erschließen von Geschäftsmodellen im Digitalen.

Als "brennendstes Thema" bezeichnete Döpfner zugleich die Zustellung von Zeitungen und deren Finanzierung. Die Branche sieht den Bund dabei in der Pflicht. Döpfner sprach von ermutigenden Gesprächen. Die Politik verstehe, dass staatliche Unterstützung für das Zustellsystem wahrscheinlich der sicherste und beste Weg sei, um Verlagsvielfalt und -erfolg zu sichern. Verlagen sei nicht zuzumuten, diese Zusatzlast zu tragen und gleichzeitig Investitionen in die nötige digitale Transformation vorzunehmen./rin/DP/jha