BERLIN (awp international) - Der Medienkonzern Axel Springer will sich den US-Finanzinvestor KKR an Bord holen und mit einem solchen Milliardendeal das Wachstum vorantreiben. Der Vorstand sowie die Grossaktionärin Friede Springer verhandeln mit der US-Beteiligungsgesellschaft über eine "mögliche strategische Beteiligung", wie Springer am Mittwochabend in Berlin mitteilte.

Der bisherige Verhandlungsstand sehe vor, dass KKR zusammen mit Beteiligungsgesellschaften von Verlegerin Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner ein Kaufangebot für die restlichen Springer-Aktien vorlegt. Friede Springer, die von ihr gehaltene Grossaktionärin Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co sowie Vorstandschef Döpfner beabsichtigten nicht, ihre Aktien im Rahmen der Transaktion zu veräussern. Axel Springer war zuletzt an der Börse rund fünf Milliarden Euro wert.

Die Familie des "Bild"- und "Welt"-Gründers Axel Springer hält eine Mehrheit an dem börsennotierten Unternehmen. Die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer, kontrolliert den Medienkonzern, der zuletzt das Digitalgeschäft stark ausgebaut hat. 37,5 Prozent hält sie über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik. Dazu kommt ein direkt gehaltener Anteil von 5,1 Prozent. Ihr Vertrauter Mathias Döpfner selbst hält 2,8 Prozent. Zusammen sind Friede Springer und Döpfner mit 45,4 Prozent beteiligt.

Die Enkelkinder des Verlagsgründers Axel Springer, Axel Sven und Ariane Melanie, halten zusammen 9,8 Prozent. Zum Aktienpaket der Enkel machte das Unternehmen in der Börsenmitteilung keine Angaben. Eine Sprecherin bestätigte, dass die Verhandlungen ohne die übrigen Familienmitglieder geführt würden.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor unter Berufung auf Kreise berichtet, dass das Ziel der Rückzug des Medienkonzerns von der Börse sei. Dazu gab es keine Aussagen.

In der Mitteilung der Axel Springer SE vom Mittwochabend hiess es: "Mit der Sondierung dieser Transaktion verfolgt der Vorstand seine Wachstumsstrategie zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes." KKR wolle als langfristig orientierter Investor diese Strategie gemeinsam in einem Konsortium mit Friede Springer und Mathias Döpfner unterstützen.

Ob es zu einem öffentlichen Angebot und einer Beteiligung von KKR und "anschliessenden gesellschaftsrechtlichen Strukturmassnahmen kommen wird, ist aus Sicht des Vorstands derzeit offen", hiess es weiter. KKR hat sich bereits in der deutschen Medienbranche engagiert.

Anleger reagierten euphorisch. Am Donnerstag legten die Papiere um mehr als ein Fünftel auf 54,20 Euro zu. An der Börse hatte die Springer-Aktie zuvor schon seit längerem nicht mehr zu den Lieblingen der Anleger gehört. In den vergangenen zwölf Monaten hat der Kurs um 26 Prozent nachgegeben.

Springer versucht, mit Online-Nachrichtenangeboten die schwächelnde Entwicklung bei Printmedien auszugleichen. Das Medienhaus wolle sich noch stärker auf die Hauptsegmente digitaler Journalismus und digitale Rubriken fokussieren, hatte Döpfner jüngst gesagt.

Job- und Immobilienportale sowie Online-Journalismus waren zuletzt die Wachstumstreiber. Knapp drei Viertel des Konzernumsatzes seien auf das digitale Geschäft entfallen, hiess es. Im ersten Quartal 2019 lagen die Erlöse mit 771,8 Millionen Euro leicht unter denen des Vorjahreszeitraums (773,5 Mio Euro). Der operative Gewinn (Ebitda) ging um 2,5 Prozent auf 167 Millionen Euro zurück.

Ende vergangenen Jahres hatte Friede Springer ihre Macht bei dem Konzern ausgebaut und so den Weg für eine geordnete Übergabe des Unternehmens geebnet. Sie übernahm die volle Kontrolle über den Grossaktionär, die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. Die bisher ebenfalls an der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik beteiligten Enkelkinder Ariane und Axel Sven erhielten dafür direkte Anteile an der Axel Springer SE./sl/he/la/DP/jha