Basel (awp) - Hilfe beim Umzug, ein Wäscheservice, der Abschluss der Hausrats- oder Autoversicherung über das Smartphone: Die Bâloise hat in den vergangenen Jahren eine Reihe digitaler Angebote und Dienstleistungen aufgebaut und gewinnt so Kunden dazu. Im Zentrum stehen die Themenfelder "Home" und "Mobilität".

"Vor drei Jahren haben wir mit der 'Simply Safe'-Strategie den Fokus auf die Weiterentwicklung des bestehenden Geschäfts sowie auf den Aufbau innovativer, digitaler Angebote gelegt", sagte Konzernchef Gert de Winter am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz in Basel. "In beiden Fällen haben wir grosse Fortschritte erzielt."

Wachstum mit Umzügen

Als Beispiel zur Digitalisierung des Geschäfts verwies der Bâloise-Chef auf die Umzugsplattform Movu. Seit 2017 gehört dieses Start-up zur Bâloise. Auf Movu können Kunden mit ein paar Clicks Offerten rund um das Thema Umzug und Reinigung der Wohnung einholen und die Dienstleistungen dazu buchen.

"Wir erhalten im Jahr rund 45'000 Anfragen und vermitteln etwa 10'000 Buchungen", sagte Movu-Gründer und -CEO Laurent Decrue. Der Umsatz sei 2019 mit 27 Prozent erneut zweistellig gewachsen und auf über 20 Millionen Franken angestiegen. "Wir rechnen auch in Zukunft mit zweistelligem Wachstum", ist Decrue überzeugt.

Movu sei Teil des Ökosystems "Home" und könne die Umsätze künftig etwa gemeinsam mit anderen Bâloise-Partnern wie der Wäsche- und Textilpflege-Firma Bubble Box oder dem Handwerkermarktplatz Devis.ch steigern, hiess es. Zudem werden auf der Movu-Umgebung auch Umzugsversicherungen der Bâloise angeboten.

Friday gewinnt Kunden

Im Bereich "Mobilität" nimmt bei den Baslern seit Jahren der deutsche Digitalversicherer Friday eine zentrale Rolle ein. Über diese Schiene werden seit letztem Sommer nebst Autoversicherungen auch Hausratspolicen verkauft.

Friday hat 2019 mehr als 50'000 neue Kunden dazugewonnen, nachdem bereits 2018 rund 30'000 dazugekommen sind. Bei den Prämieneinnahmen wächst Friday zweistellig. "Die jährlichen Einnahmen liegen nun bei beinahe 20 Millionen Euro", erklärte de Winter. Noch schreibt die Plattform jedoch Verluste.

Dank Firmen wie Movu oder Friday liegt die Bâloise mit der Ambition, von 2017 bis 2021 eine Million Kunden zu gewinnen auf Kurs. Seit dem Start des "Simply Safe"-Programms seien bereits gut eine halbe Million neue Kunden hinzugekommen, hiess es.

Starkes Wachstum

Das grosse Geschäft macht die Bâloise allerdings nach wie vor mit herkömmlichen Versicherungen. Im vergangenen Jahr wuchs die Gruppe vor allem in der Beruflichen Vorsorge stark, nachdem sich Konkurrent Axa aus der bei KMU beliebten Vollversicherung zurückgezogen hat.

Im Lebengeschäft wuchs das Volumen um 13 Prozent auf 5,97 Milliarden Franken. Der Axa-Effekt trug rund 560 Millionen dazu bei. Im Sachgeschäft legten die Einnahmen mit der zugekauften belgischen Fidea um 4 Prozent auf 3,54 Milliarden zu. Und so schwoll das Gesamtvolumen um knapp 10 Prozent an.

Den Gewinn stieg beinahe um einen Drittel auf 694 Millionen Franken. Der Treiber dazu war ein buchhalterischer Steuereffekt, der das Ergebnis mit 149 Millionen positiv beeinflusst hat. Aber auch tiefe Kosten aus Unwetterschäden und Abwicklungsgewinne stützten.

Den Aktionären will die Bâloise eine um 40 Rappen auf 6,40 Franken je Titel erhöhte Dividende bezahlen. Zudem werde man über das 2017 lancierte Aktienrückkaufprogramm bis im April mehr als 3 Millionen eigene Aktien erworben haben, hiess es weiter.

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Geschäft seien noch kaum abschätzbar, hielt de Winter fest. Doch auch die Basler rechnen wie die Konkurrenz nicht mit allzu hohen Belastungen. Einerseits sei man in der Reiseversicherung nur ein kleiner Anbieter und andererseits seien Pandemie-Risiken in Sachversicherung nicht gedeckt.

Leiden dürfte die Bâloise-Rechnung am meisten unter den Verwerfungen an den Finanzmärkten. Am Donnerstag verlieren die Titel im Sog des schwachen Gesamtmarkts bis am Nachmittag fast 9 Prozent.

mk/ra