Mit dem notariellen Siegel unter die Kaufverträge und der Überweisung von rund einer Milliarde Euro an die bisherigen Landeseigner Hamburg und Schleswig-Holstein ging die Bank am Mittwoch an die neuen Eigentümer um die Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers über. Wegen hoher Belastungen für die beiden Länderhaushalte sei es "wahrlich kein Tag zum Jubeln, aber doch ein Tag der Erleichterung", betonte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Seine Kieler Kollegin Monika Heinold (Grüne) fügte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz hinzu, man ziehe einen Schlussstrich unter ein langes wie schmerzhaftes Kapitel. "Durch eine verantwortungslose Expansionsstrategie und eine lange Kette von Fehlern ist aus einer kleinen Landesbank ein Milliardengrab geworden."

Hamburg und Schleswig-Holstein mussten die einstige Skandalbank des Nordens bis Ende Februar auf Druck der EU verkaufen. Die HSH war über Jahre rasant gewachsen, dann aber in der Finanzkrise und insbesondere wegen der Misere in der Schifffahrt in Schieflage geraten. Die Länder hatten das Institut mit einer Garantie von zehn Milliarden Euro und einer Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro vor dem Aus gerettet. Den Verlust für den Steuerzahler bezifferten Dressel und Heinold auf rund 10,8 Milliarden Euro, die sich je zur Hälfte auf die beiden Länderhaushalte aufteilen. "Das bleibt als ein Mahnmahl auch für eine verantwortungslose Finanzpolitik in unseren Büchern stehen", sagte Dressel.

Trotzdem sei der Verkauf auch ein Beitrag zur Risikominimierung, denn im Falle einer Abwicklung der Bank wären die Folgen noch gravierender. Dann wäre die Gewährträgerhaftung sofort zu Buche geschlagen. So aber bestehe die Chance, die noch bis 2041 geltenden Verpflichtungen von 1,8 Milliarden Euro kontinuierlich abzubauen. Sollten die zugrunde gelegten Annahmen von einer erfolgreichen Geschäftsentwicklung jedoch nicht eintreffen und die Privatisierung der Bank doch noch scheitern, könne der Schaden sogar bei 11,6 bis 13,4 Milliarden Euro liegen. "So ein Desaster darf sich nicht wiederholen", mahnte Heinold.

HARTE EINSCHNITTE BEIM PERSONAL

Der HSH selbst steht unter den neuen Eignern eine Rosskur bevor. Konzernchef Stefan Ermisch hat wiederholt betont, dass das Geldhaus mit schlankeren Strukturen spürbar profitabler arbeiten soll. "Es werden etliche Aufgaben nicht mehr nötig sein, und die Abbaubank wird es nicht mehr geben", sagte Ermisch dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht. "Wir werden außerdem nicht profitable Randaktivitäten beenden, wie beispielsweise die opportunistische Handelsfinanzierung; und es werden Stellen wegfallen, weil wir eine kleinere und weniger komplexe Organisation sein werden." 

Insidern zufolge könnte die Zahl der Vollzeitstellen von 1720 Ende September in den nächsten Jahren unter 1000 fallen. Die Belegschaft hat bereits einen Aderlass hinter sich: Einst arbeiteten bei dem Institut, das 2003 aus dem Zusammenschluss der Hamburgischen Landesbank und der Landesbank Schleswig-Holstein hervorging, rund 5000 Leute. Der Standort Kiel verliert nach dem Verkauf an Bedeutung. "Wir werden in Zukunft nur noch ein Hauptquartier haben, und das ist Hamburg", sagte Ermisch. "Kiel wollen wir künftig als Verwaltungsstandort nutzen."

Schon im kommenden Jahr will die Bank laut Ermisch wieder einen Gewinn erzielen. Für das laufende Jahr erwartet das Geldhaus rote Zahlen. Mehrere Insider hatten der Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche gesagt, wegen der Privatisierung und des Eigentümerwechsels dürfte der für 2018 geplante Vorsteuerverlust von 100 Millionen Euro deutlich höher ausfallen.

Ermisch selbst will dem Institut noch bis Ende 2021 erhalten bleiben. "Ich gehe davon aus, dass ich noch etwa drei Jahre in der Bank bleiben werde", sagte er. Falls sein Vertrag das ermögliche, wolle er sich auch persönlich an der Bank beteiligen. 

An der Spitze des Aufsichtsrats soll nach Angaben der Bank künftig der Spanier Juan Rodriguez Inciarte stehen, der unter anderem bei der Großbank Santander tätig war. Er löst den bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Mirow ab. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns", sagte Inciarte. Voraussichtlich ab Februar 2019 soll die HSH unter dem neuen Namen "Hamburg Commercial Bank" (HCOB) auftreten.