CHARLOTTE/NEW YORK (awp international) - Die Bank of America und Goldman Sachs haben mit ihren Zahlen die Reihe sehr guter Bilanzen von US-Banken fortgesetzt. Wie schon der Branchenprimus JPMorgan sowie die Citigroup und Wells Fargo profitierten die beiden Geldhäuser von einem sehr guten Umfeld geprägt durch starke Aktienmärkte, wieder anziehenden Zinsen in den USA und die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump.

Die Bank of America verdiente laut Angaben vom Mittwoch im vergangenen Jahr fast 27 Milliarden US-Dollar (23,7 Mrd Euro) und damit 60 Prozent mehr als 2017. Selbst ohne die Steuerreform, die das Ergebnis 2017 belastet hatte und 2018 begünstigte, stieg das Ergebnis deutlich. Der Gewinn vor Steuern kletterte um 18 Prozent auf knapp 35 Milliarden Dollar. Die Erträge legten um etwas mehr als vier Prozent auf 91 Milliarden Dollar zu. Das Ergebnis fiel damit besser aus, als Experten erwartet hatten.

Bank-of-America-Chef Brian Moynihan sieht sein Haus nach dem Rekordergebnis gut aufgestellt, um auch in den kommenden Jahren profitabel zu wachsen. "Jede unserer Sparten hat die Chance auf weiteres Wachstum". Finanzvorstand Paul Donofrio verwies zudem auf die sehr gute finanzielle Lage der Bank, die eine gute Grundlage für ein abermals starkes Ergebnis im laufenden Jahr ist. "Wir sind erneut bereit, zu liefern."

Die Aktie der US-Grossbank mit einer Marktkapitalisierung von gut 270 Milliarden Dollar zog nach Bekanntgabe der Zahlen um 5,2 Prozent an. Nicht ganz so hoch waren die Kursgewinne bei Goldman Sachs - aber auch die Investmentbank konnte mit ihrem Ergebnis am Mittwoch die Investoren zunächst überzeugen. Das Papier legte 3,4 Prozent zu. Beide Papiere setzten damit den positiven Trend infolge der Zahlen anderer US-Banken fort.

Goldman Sachs konnte den Gewinn im vergangenen Jahr vor allem dank brummender Geschäften an den Aktienmärkten und niedrigeren Steuern deutlich steigern. Unter dem Strich verdiente die Bank nach Angaben vom Mittwoch knapp 10 Milliarden Dollar und damit 168 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vor Steuern legte der Gewinn um zwölf Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar zu. Die Erträge legten um zwölf Prozent auf knapp 37 Milliarden Dollar zu.

Die fünf Institute Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, JPMorgan und Wells Fargo verdienten 2018 zusammen fast 110 Milliarden Dollar. Diese Zahl zeigt einmal mehr deutlich, wie weit die US-amerikanischen Häuser bis auf wenige Ausnahmen der internationalen Konkurrenz enteilt sind. Derzeit kann nur die britische HSBC mit ihrem starken Standbein in Asien mit den Amerikanern Schritt halten.

Für die Deutsche Bank, die vor der Finanzkrise zumindest noch in Schlagdistanz zu den meisten amerikanischen Häusern war, ist der Vergleich schmerzlich. Bei der grössten deutschen Bank erwarten die Analysten derzeit im Schnitt gerade mal einen Überschuss von zirka 400 Millionen Euro - so viel Geld hatte JPMorgan im vergangenen Jahr an gerade mal fünf Arbeitstagen verdient.

Und Experten trauen den US-Banken wegen ihrer guten Aufstellung und anziehender Zinsen weitere Gewinnsprünge zu - wenn auch nicht mehr in so rasantem Tempo wie zuletzt, auch weil der Effekt der Steuerreform nicht mehr so gross sein wird. Bei JPMorgan rechnen die von Bloomberg erfassten Analysten derzeit damit, dass der Gewinn bis 2021 von 31 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr auf knapp 36 Milliarden Dollar steigt, bei der Bank of America liegt die Schätzung bei etwas mehr als 30 Milliarden Dollar.

So hohe Gewinne sind selbst bei gut laufenden europäischen Banken wie der BNP Paribas , HSBC oder der Santander nicht im Ansatz zu erwarten. Ein Grund für die grossen Unterschiede zwischen den europäischen und US-amerikanischen Häusern ist der unterschiedliche Ansatz bei den Aufräumarbeiten nach der Finanzkrise. So zwang die US-Regierung auch vermeintlich gesunden Häusern wie JPMorgan Staatshilfe auf und konnte damit schneller Veränderungen durchsetzen. Die US-Banken konnten sich so schneller auf das neue Umfeld einstellen und reagieren.

Zudem hilft den US-Häusern, dass sie mit dem US-Markt einen wesentlich stärkeren Heimatmarkt haben. In Europa ist der Bankenmarkt nach wie vor sehr zersplittert - da der Finanzmarkt nach wie vor nicht einheitlich ist, kam es in den vergangenen Jahren nicht zu der von vielen Experten erachteten notwendigen Konsolidierung unter europäischen Banken. Selbst grosse und profitable Häuser wie die französische BNP Paribas oder die spanische Santander tun sich deshalb vor allem im Privatkundengeschäft schwer, europaweit flächendeckend präsent zu sein./zb/mne/mis/fba