Als sogenannte Korrespondenzbank habe das größte heimische Geldhaus keine konkrete Kenntnis der Kunden des größten dänischen Instituts gehabt und auch nicht haben müssen, sagte die für Aufsichts-, Regulierungs- und Compliance-Fragen zuständige Vorständin Sylvie Matherat am Mittwoch in Frankfurt. "Da ist man in der zweiten Reihe." Die Deutsche Bank sei nicht für die Überprüfung der Kunden zuständig gewesen. "Das ist die (Danske) Bank selbst", sagte Matherat. "Was man als Korrespondenzbank tun muss, ist die Transaktionen zu checken. Wenn man das Gefühl hat, dass etwas falsch läuft, dann meldet man das." Als sich Verdachtsmomente ergaben habe die Deutsche Bank gehandelt.

Die Geschäftsbeziehung zwischen der Deutschen Bank und der Danske Bank dauerte laut Matherat acht Jahre, bevor sie von den Frankfurtern 2015 beendet wurde. Welchen Umfang die in diesem Zeitraum für die Dänen abgewickelten Geschäfte hatten, wollte Matherat nicht bestätigen. Dem früheren Danske-Angestellten Howard W. zufolge, der am Montag vor einem Untersuchungsausschuss des dänischen Parlaments ausgesagt hatte, waren es rund 150 Milliarden Dollar. Laut Matherat wickelt die Deutsche Bank jeden Tag Geschäfte in einem Volumen von rund 400 bis 450 Milliarden Dollar als Korrespondenzbank für andere Institute ab. Sie beobachte dabei die Transaktionen, die über ihre Systeme liefen, sehr genau, sagte die Französin, die seit 2015 im Vorstand der Deutschen Bank sitzt.

INFORMANT IM DANSKE-SKANDAL GREIFT GROSSBRITANNIEN AN

W. erhob bei einer Anhörung in einem Ausschuss des Europäischen Parlaments am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen Großbritannien. "Die Rolle Großbritanniens ist eine absolute Schande", sagte der Brite. Dort seien Firmenstrukturen wie "limited liability partnerships" seit Jahren für kriminelle Geschäfte missbraucht worden. Die britische Kriminalbehörde NCA untersucht die Nutzung eines dieser Firmenvehikel im Danske-Skandal.

Im Zentrum des Geldwäsche-Skandals steht die Filiale der Danske Bank in Estland. Eine interne Untersuchung des Instituts hatte ergeben, dass der größte Teil der zwischen 2007 und 2015 über die dortige Niederlassung geflossenen Gelder von umgerechnet 200 Milliarden Euro verdächtig gewesen seien. Fast das gesamte Geld sei über Korrespondenzbanken in den USA in das Finanzsystem eingeschleust worden, sagte W., der von 2007 bis 2014 unter anderem für die estnische Filiale der Danske Bank verantwortlich war.

Insidern zufolge hatten neben der Deutschen Bank auch die beiden US-Institute JP Morgan und Bank of America Zahlungen für die Danske Bank abgewickelt. JP Morgan habe eine Korrespondenzbank-Beziehung mit Danske 2013 beendet, da bei den Transaktionen die Geldwäsche-Vorkehrungen nicht eingehalten worden seien, hatte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag gesagt. Die Bank of America lehnte eine Stellungnahme ab.

In dem Geldwäsche-Skandal ermitteln Staatsanwälte in Dänemark, Estland und den USA. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin will einem Insider zufolge Informationen von der Deutschen Bank. Nach der Auswertung des Materials wolle die Behörde entscheiden, ob eine formelle Untersuchung eingeleitet werde, hatte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag gesagt.

BESSERER SCHUTZ FÜR WHISTLEBLOWER GEFORDERT

W. kritisierte die mangelnde Koordination zwischen den Behörden in Dänemark und Estland. Sie hätten lange gebraucht, um tätig zu werden. "Ich bin zutiefst überzeugt, dass es Fehlverhalten gegeben hat und das dies auch untersucht werden muss." Er und sein Anwalt Stephen Kohn forderten Verbesserungen beim Schutz von Whistleblowern. "Europa kann sich keinen weiteren Geldwäscheskandal wie bei der Danske Bank leisten", sagte Kohn. Informanten, die Skandale enthüllen, sollten vor Vergeltung geschützt werden und einen finanziellen Anreiz erhalten, auch um sie für negative Folgen wie Einkommensverluste zu entschädigen.

Kohn forderte eine unabhängige Behörde an die sich Whistleblower vertraulich oder anonym wenden können. Um einen Anreiz zu schaffen, Skandale aufzudecken, sollten Hinweisgeber zehn bis 30 Prozent der Strafzahlungen erhalten. Europa solle sich ein Beispiel an den Regelungen in den USA nehmen, sagte der US-Anwalt. Auch sollte der Umfang von Vertraulichkeitsvereinbarungen beschränkt werden. Solche Vereinbarungen dürften nicht genutzt werden, um die Aufdeckung von Skandalen durch Mitarbeiter zu verhindern.